Kriegsgefahr erreicht die Klassenzimmer

Heute Nachmittag haben mehrere Hundert Menschen vor dem Generalkonsulat der Russischen Föderation in Frankfurt gegen den russischen Angriff auf die Ukraine protestiert. Zu der Demonstration hatten die Jugend-Organisationen von SPD, Grünen und FDP aufgerufen. Der Krieg in der Ukraine stelle eine Bedrohung für Freiheit, Demokratie und die weltweite Friedensordnung dar. Und auch vor Kindern machen die schrecklichen Nachrichten und Bilder der vergangenen Tage nicht halt. Auch sie müssen irgendwie damit umgehen. Und das geht am besten, indem sie mit Eltern und Lehrern über ihre Sorgen und Ängste sprechen können. Deshalb ist der Krieg in der Ukraine inzwischen auch in vielen Schulen ein Thema.

Heute Morgen an der Martin-Niemöller-Schule in Riedstadt: Normalerweise stünde für die Siebtklässler gerade Religionsunterricht auf dem Stundenplan. Doch heute sprechen die Schüler mit ihrem Lehrer Christoph Plath und Referendarin Leah Roßmann über den Krieg in der Ukraine. Ein Thema, das den meisten hier sehr nahe geht.
Nicolas, 13 Jahre
„Wenn die Bomben da einschlagen, ich finde das sehr schlimm. Weil mir tun die Menschen leid. Die alten Menschen. Und es sollen ja auch Menschen bis 60 dort bleiben zum Kämpfen. Das tut mir echt leid.“
Jaden, 13 Jahre
„Ich habe auch gehört, dass die Jugendlichen in Russland gezwungen werden, zum Militär zu gehen. Und die werden dann irgendwie geschlagen, wenn sie es nicht machen wollen.“
Lena, 13 Jahre
„Für die Leute in der Ukraine tut’s mir halt auch leid, weil die Land verlassen müssen und, sag ich jetzt mal, alles verlieren.“
Paula, 12 Jahre
„Ich finde das nicht so gut, dass halt keiner in Russland weiß, was eigentlich passiert.“
Um Ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen, malen und basteln die Schüler heute Plakate, die sie später auf dem Schulhof aufhängen wollen.
Justin, 12 Jahre
„Hier einmal habe ich hingeschrieben ‚Keinen Krieg‘. Das ist, weil ich gegen den Krieg bin. Weil ich möchte, dass es aufhört. Da will ich noch hinschreiben ‚Nur Frieden‘.“
Viele Schüler sind durch den Krieg in der Ukraine emotional aufgewühlt. Wut, Ärger, Verunsicherung – dazu die Angst, dass der Krieg auch zu uns nach Deutschland kommen könnte: Für das Lehrerteam selbstverständlich, dass das alles auch Thema im Unterricht sein muss.
Christoph Plath, Pfarrer und Religionslehrer
„Gefühle müssen ausgesprochen werden. Gerade auch Ängste und Sorgen sollten ausgesprochen werden. Uns ist es aber auch ganz wichtig hier, dass wir hier auch nochmal auf den Sachkonflikt kommen – Was ist da eigentlich wirklich passiert? Es entstehen ja auch viele Gerüchte.“
Leah Roßmann, Referendarin Deutsch und Religion
„Man merkt schon, dass das was mit den Schülern macht, und dass sie auch ihre Anteilnahme ausdrücken wollen. Gerade in so einer Aktion, wie wir das jetzt gerade gestalten, merkt man, dass die Schüler da sehr engagiert sind.“
Die Schüler sind froh, mit ihren Ängsten und Sorgen ernst genommen zu werden. Und sie wollen zeigen, dass ihnen das Leid der Menschen in der Ukraine nicht egal ist.
Nicolas, 13 Jahre
„Dass man darüber redet, dass man das Thema anspricht, ist für mich relativ gut, dass man das macht. Und nicht darüber schweigt. Im stillen Eck hockt und sagt – ist nicht unser Krieg.“
Emma, 12 Jahre
„Ich finde es auch gut, dass wir hier so Sachen malen und die in der Schule aufhängen, dass es auch jeder sehen kann.“
Gesagt, getan: Gemeinsam mit vielen anderen Klassen der Martin Niemöller-Schule verwandeln die Schüler den Pausenhof in ein gelb-blaues Fahnenmeer.
Heute Abend um 18 Uhr wollen viele Schüler und Lehrer an einem Friedensgebet vor dem Rathaus teilnehmen – und natürlich auch ihre Plakate mitbringen.