Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen in Frankfurt an

Der Krieg in der Ukraine ist auch heute Thema bei uns. Immer mehr Menschen kommen auch zu uns nach Hessen und Rheinland-Pfalz. Wie viele es genau sind, ist nicht bekannt. Als ukrainische Staatsbürger verfügen sie automatisch über ein 90-Tage-Touristenvisum. Erst wenn sie länger als drei Monate in Deutschland bleiben, müssen sie sich bei den Behörden melden. Schätzungen zufolge schon jetzt bis zu 10.000 Menschen alleine in Hessen. Bislang kommen die meisten bei Freunden, Verwandten oder in anderen Privatunterkünften unter – die Hilfsbereitschaft ist riesengroß.

Für Yevgeny Deomidov und seine Frau Anna waren die vergangenen beiden Wochen wohl die schlimmsten ihres Lebens: Gemeinsam mit ihrem sechs Jahre alten Sohn Robert sind sie vor dem Bombenhagel aus ihrer Heimatstadt Charkiw in der Ost-Ukraine geflohen. Die schwer umkämpfte Stadt liegt nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt.
Yevgeny Deomidov
„Wir saßen im Keller und hörten, wie oben die Bomben einschlagen. Viele Häuser in der Nachbarschaft würden zerstört. Es gab keinen Strom mehr, auch kein Gas und kein Wasser. Wir wussten nicht, wann wir wieder aus dem Keller raus können. Und ob unser eigenes Haus noch steht.“
In der Nachbarschaft gab es immer mehr Tote – der Familie blieb nur die Flucht. Erst mit dem Auto in Richtung Polen, dann zu Fuß über die Grenze – und schließlich mit der Bahn bis zum Frankfurter Hauptbahnhof.
Anna Deomidova
„Vor allem die Autofahrt zur Grenze war schlimm. Es war ein einziger Stau. Es gab weder Benzin noch etwas zu essen und trinken zu kaufen. Wir hatten große Angst, unterwegs zu verhungern.“
Bei ihrer Ankunft in Deutschland erfuhren sie dann von einem Bekannten, dass das Liebig-Hotel in Gießen ukrainische Flüchtlinge aufnimmt. Kostenlos und so lange wie nötig. Auch für das Essen müssen sie nichts zahlen – die Rechnung übernimmt der Hotelchef.
Doch schon in ein paar Tagen könnte es hier eng werden: Denn es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Ukraine-Flüchtlinge weiter rasant ansteigt. In vielen Städten und Gemeinden bereitet man sich deshalb schon auf den Ernstfall vor: Wie etwa in Frankfurt. In gerade einmal zwei Tagen hat die Stadt auf dem Messegelände eine Notunterkunft für bis zu 2.000 Menschen aus dem Boden gestampft.
Elke Voitl, Bündnis’90 / Grüne, Sozialdezernentin Frankfurt
„Ich kann Ihnen nicht sagen, auf wie viele Menschen wir uns einstellen oder wie viele Menschen kommen. Aber sicher ist, dass wir alles tun und alles vorbereiten, um tatsächlich auch auf große Anstürme vorbereitet zu sein.“
Schon heute Abend sollen hier die ersten ukrainischen Flüchtlinge einziehen. Weil die Stadt damit rechnet, dass mehr als die Hälfte der Flüchtlinge Kinder sind, wurde extra ein großer Spiel- und Freizeitbereich eingerichtet. Yevigeny und Anna Deomidova sind dennoch froh, dass sie und ihr Sohn nicht auf einem Feldbett in einer großen Halle schlafen müssen. Und auch wenn sie ihre Heimat vermissen, sind sie überglücklich, es nach Deutschland geschafft zu haben.
Anna Deomidova
„Uns gefällt es in Deutschland sehr gut. Es ist alles so ruhig und friedlich hier. Hier gibt es keine Sirenen und keine Explosionen mehr. Und unser Sohn hat jetzt auch keine Angst vor Flugzeugen mehr. Wir haben ihm gesagt, das sind hier friedliche Flugzeuge. Die werfen keine Bomben.“
Am meisten wünscht sich die Familie aber, dass Krieg bald zu Ende ist und sie in ihre Heimat zurückkehren können.