Krawalle bei Eintracht-Spiel in Marseille

Es sollte ein toller Fußballabend werden – gestern Abend in Marseille: Die Eintracht zum ersten Mal auswärts in der Champions League. Doch die Freude über den 1:0-Sieg ist heute mehr als getrübt, denn im Stadion in Frankreich kam es zu schlimmen Szenen.

Die beiden Fanlager lieferten sich eine regelrechte Pyro-Schlacht. Fackeln und Raketen flogen durch die Luft. Eintracht-Coach Oliver Glasner verurteilte die Ausschreitungen nach dem Spiel deutlich.
Oliver Glasner, Trainer Eintracht Frankfurt
„Ich denke, da gibt es auch keinen von uns, der eine andere Meinung hat, dass das einfach nicht geht. Aber ich sehe das nicht als Problem des Fußballs, sondern ich sehe, dass da ein paar Chaoten hier den Fußball einfach als Bühne missbrauchen, um ihre Gewaltaggressionen auszuleben. Und da habe ich natürlich – wie wir alle, denke ich – null Verständnis dafür.“
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Markus Appelmann, Moderator: Und vor Ort in Marseille, vor dem Stade Velodrome, spreche ich jetzt mit unserem Sportreporter Thorsten Arnold, der das Spiel gestern Abend live im Stadion verfolgt hat. Thorsten, wie hast du diese unschönen Vorkommnisse erlebt?
Thorsten Arnold, Sportreporter: Ja, das hatte sich den ganzen Tag über gestern schon so hochgeschaukelt. Es herrschte in der Stadt wirklich eine sehr aggressive Stimmung, die Polizei war quasi dauerhaft im Großeinsatz und konnte an vielen Orten so das Schlimmste verhindern. Aber abends dann eben hier hinter mir im Stadion, da kam es zur totalen Eskalation, wenn man es mal so ausdrücken will.
Da flogen also dutzendfach Leuchtraketen vom Marseille-Block Richtung Eintracht und umgekehrt. Und das war wirklich schrecklich mit anzuschauen, weil ich ja mit eigenen Augen gesehen habe, dass da eben gezielt Leuchtraketen auf Menschengruppen abgefeuert wurden. Ja, und einen Eintracht Fan, den hat es wohl ganz schlimm erwischt. Aus Friedrichsdorf kommt er, war mit seiner Lebensgefährtin hier ganz friedlich im Block gestanden, und den hat wohl eine Leuchtrakete direkt am Hals getroffen. Dann kam er zu Fall, ist noch auf die Treppe gestürzt und mit der Folge blutende Wunde am Hals, Rippenbrüche, eine Halswirbelfraktur, von der ist auch die Rede. Also, er ist aktuell noch hier im Krankenhaus. Wir wünschen von hier aus natürlich alles Gute.
Aber unterm Strich kann man sagen, das hier war wirklich der Tiefpunkt gestern Abend der bisherigen Eintracht-Europareisen, die ja eigentlich immer so stimmungsvoll waren.
Appelmann: Womit hat die Eintracht denn nun zu rechnen? Auch der europäische Fußballverband UEFA wird sehr genau hingeschaut haben, was da gestern Abend passiert ist.
Arnold: Ja, na klar. Also die Eintracht Fans, die waren ohnehin unter Bewährung, und die UEFA hat auch ganz klar gesagt: „Also Leute, sollte bei euch noch einmal das Klitzekleinste passieren, dann werden wir eure Fans wieder ausschließen“. Und da bleibt jetzt eigentlich überhaupt kein Spielraum, denn man muss sich fragen; Ja, was soll denn eigentlich noch passieren? Also von daher wird der europäische Fußballverband wahrscheinlich sehr drastische Strafen gegen die Eintracht aussprechen. Möglicherweise ein Fanausschluss im nächsten Champions-League-Spiel auswärts oder möglicherweise auch beim nächsten Heimspiel dann gegen Tottenham. Da wird aktuell noch beraten.
Appelmann: Die Eintracht-Spieler hätten sicher verdient, dass mehr über das Sportliche gesprochen wird, was bei solchen Ereignissen natürlich in den Hintergrund tritt. Aber: wie stehen die Chancen denn jetzt auf das überstehen der Gruppenphase?
Arnold: Ja, für die Eintracht ist jetzt eigentlich wieder alles drin. Also die ersten drei Punkte, die sind sicher, die sind eingefahren. Marseille bleibt weiter bei null Punkten stehen und auch der heimliche Favorit in der Gruppe Tottenham, auch die haben gestern Abend verloren gegen Sporting Lissabon. Also, die Gruppe offen wie nie, für die Eintracht nach wie vor alles drin.
Appelmann: Vielen Dank nach Marseille am Tag nach diesem denkwürdigen Auswärtsspiel der Eintracht an unseren Sportreporter Thorsten Arnold.