Koblenzer Fieberambulanz testet Corona-Medikament

Ein Medikament gegen Covid-19 – diese Hoffnung ist fast so alt wie die Pandemie. Seitdem säumen viele Namen von Hoffnungsträgern den langen Weg zu einem wirksamen Medikament gegen Corona. Vielleicht erinnern Sie sich noch an Remdesivir, das ursprünglich gegen Ebola entwickelt worden ist, und das unter anderem Donald Trump während seiner Infektion bekommen hat. Doch keines der Mittel hat einen entscheidenden Erfolg gebracht. Nun gibt es einen neuen Hoffnungsträger: Paxlovid.

Ist das die Pille gegen die Pandemie? Zumindest die Bundesregierung hat große Hoffnungen und hat eine Million Packungen Paxlovid bestellt. Seit letzter Woche verschreibt auch Dr. Astrid Weber an der Fieberambulanz Koblenz das Medikament. Mit Fieber-Ambulanz und Testzentrum sitzt sie an der Quelle: Denn Paxlovid kriegt nur, wer positiv ist – und das seien hier derzeit rund 80% aller Getesteten. Doch nur Corona-Positiv sein, genügt nicht.
Dr. Astrid Weber, Fieberambulanz Koblenz: „Wir haben einen Algorithmus entwickelt, wo wir schauen, wer in eine Risiko-Gruppe fällt. Das sind Menschen, die nicht geimpft sind, das sind Menschen, die geimpft sind, aber nicht genügend angesprochen haben auf die Impfung, die filtern wir raus, die schauen wir Ärzte uns an und entscheiden dann, ob sie für eine Therapie in Frage kommen.“
Zwei Patienten von Weber nehmen Paxlovid zurzeit. Bei der Behandlung ist Geschwindigkeit entscheidend: Denn das Medikament ist nur wirksam, wenn Patienten es spätestens 5 Tage nach Beginn der Symptome einnehmen. Tagelang auf das PCR-Ergebnis warten ist also nicht drin. Darauf hat sich das Labor eingestellt, dass die Tests aus der Fieberambulanz auswertet.
Dirk Schmidt, MVZ-Labor Koblenz: „Bei Paxlovid und insbesondere bei der Frühtherapie ist es wichtig, dass Proben priorisiert werden und schnell abgearbeitet werden – schneller als die 12 – 24 Stunden – und da haben wir eine Fast Lane entwickelt, in denen wir die Proben in 2 – 4 Stunden abarbeiten können.“
Ist ein Test positiv, entscheiden Schmidt und Weber zusammen, wer Paxlovid bekommt. Sobald die Ärztin das Medikament verschreibt, bestellt die Apotheke Paxlovid beim Großhandel und liefert es dem Patienten nach Hause. Im besten Fall vergeht nur ein Tag zwischen Test und Beginn der Behandlung – die dauert dann weitere 5 Tage und kann eine Infektion oft abmildern. Das funktioniert so.
1. Bei einer Infektion dringt das Virus durch die Spike-Proteine in die menschliche Zelle ein.
2. Dort ersetzt das Virus Teile des Zellkerns mit seinem eigenen Erbgut – die Körperzelle produziert dann neue Viren.
3. Für diese Vermehrung benötigt das Virus ein bestimmtes Enzym als Werkzeug: Proteasen.
4. In Paxlovid ist ein spezifischer Protease-Hemmer enthalten: Dadurch wird die Vermehrung des Virus im Körper insgesamt gehemmt.
Bei einer Pfizer-Studie konnte das Risiko einer Krankenhauseinweisung und das Sterberisiko um 89% gesenkt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Protease des Virus mutiert fast nicht – anders als die Spike-Proteine, gegen die das Immunsystem mit einer Impfung trainiert wird. Paxlovid wirkt damit bislang gegen alle Mutationen. Ist die Impflücke bald egal, eine Impfflicht unnötig?
Martin Stürmer, Virologe: „Das ist mitnichten der Fall (…) Es ist ja eine Tablette, oder ein Medikament aus zwei Wirkstoffen – und da besteht ein nicht unerhebliches Interaktionspotential, das heißt Nebenwirkungen oder andere Medikamente werden dadurch beeinflusst. Insofern ist das nichts, was man im alltäglichen Gebrauch einnehmen kann. Es muss auch zum Arzt verordnet werden und insofern wird es das Impfen nicht ersetzen können.“
Laut Weber würden außerdem viele Ungeimpfte auch Paxlovid ablehnen. Ein Medikament, dass sich auch in Zukunft nicht jeder wie Grippostad in der Apotheke einfach kaufen kann. Und dennoch bleibt die Hoffnung, dass durch Paxlovid viele Getestete nie ins Krankenhaus müssen. Einer Patientin von Weber geht es bereits fast wieder gut.