Kleines Wildschwein sucht neues Zuhause

Stellen Sie sich vor, Sie schauen aus dem Fenster und sehen im eigenen Garten plötzlich ein kleines Wildschwein. Genau das ist einem Hofbesitzer im nordhessischen Bad Arolsen passiert. Er überlegt nicht lange und nimmt den kränkelnden Frischling bei sich auf. Eine bis hierhin herzerweichende Geschichte. Aber wird sie auch ein Happy End haben?

Das ist Rudi. Höchstens drei Monate alt, spielt leidenschaftlich gern im Stroh und ist total verkuschelt. Andreas Karl Böttcher findet den Kleinen, als er vor rund zwei Wochen vom örtlichen Viehmarkt heimkommt. Seine Hühner sind in heller Aufregung, der Grund: Der kleine Frischling streunt umher und poltert gegen die Gitter. Er ist nicht nur unterkühlt und stark erkältet, sondern auch orientierungslos.
Andreas Karl Böttcher, Hofbesitzer aus Bad Arolsen
„Die Augen waren sehr verschleimt von der Grippe, auf gut Deutsch gesagt, waren die zu. Er wusste nicht, wo er hinlaufen soll. Er rannte bei mir gegen den Wachtelstall auf der einen Seite, auf der anderen Seite dann vor einen Kompostkasten.“
Andreas Böttcher fängt das kleine Wildschwein ein, tauft es Rudi und baut ihm einen Käfig in seiner Garage. Wie ein Tierarzt leider feststellt, ist der Baby-Keiler auf einem Auge blind. Seitdem päppelt der Hobby-Hühnerzüchter ihn mit Augensalbe und Antibiotika wieder auf. Schnell haben auch die Kinder aus der Nachbarschaft einen Narren an Rudi gefressen. Jeden Tag kommen sie vorbei, um ihn zu füttern.
Jakob, 10 Jahre alt
„Das Besondere daran ist, das nicht jeder jetzt ein Wildschwein hat. Weil so eine Katze oder einen Hund trifft man schon öfter.“
Finn, 11 Jahre alt
„Der springt dann immer hier dran, dann können wir ihn streicheln, das sieht lustig aus. Und dann wälzt er sich immer im Stroh rum.“
Niklas, 10 Jahre alt
„Wie er es trotzdem überlebt hat, auch mit Augenverletzung – das kann ein Wunder sein, dass Rudi Andreas zugelaufen ist.“
Der kleine Rudi ist Andreas Böttcher schnell ans Herz gewachsen, am liebsten würde er ihn behalten – weiß allerdings, dass der Kleine ausgewachsen über 100 Kilo wiegen wird. Er hat zuerst überlegt, ihm ein größeres Gehege auf seinem Gelände zu bauen. Doch die Auflagen sind hoch, ein doppelter Stahlzaun müsste her. Der 43-Jährige hat auch schon bei Wildtierparks in der Umgebung angefragt, ob sie Rudi aufnehmen könnten – bislang ohne Erfolg.
Andreas Karl Böttcher, Hofbesitzer aus Bad Arolsen
„Sie sind zwar alle am Überlegen, aber das ist natürlich auch eine Kostensache heutzutage. Gerade Futter, nach Krieg und Corona sind die Futterpreise sehr stark gestiegen. Oder auch, wenn der Tierarzt mal hinzugezogen werden müsste, auch die Tierarztkosten sind natürlich immens gestiegen.“
Wer Rudi helfen möchte oder Tipps für artgerechtes Auswildern hat, kann Andreas Karl Böttcher unter der Mailadresse andreas.karl.boettcher@gmail.com kontaktieren. Eine Zeitlang will er sich aber ohnehin noch um Rudi kümmern und den Kleinen danach möglichst besuchen können, sollte er ein neues Zuhause finden.