Kita für Kinder von Schaustellern

Wer Kinder hat und einen Betreuungsplatz sucht, der hat es schon schwer, einen Platz in der Kita zu bekommen. Was ist aber mit Menschen, die beruflich nur unterwegs sind? Schausteller zum Beispiel ziehen das ganze Jahr durchs Land. Für ihre Kinder gibt es in Hessen ein einzigartiges Angebot: eine mobile Kita, die zu den Kindern kommt.

Betty freut sich schon riesig. Denn vor dem Festplatz in Bad Vilbel steht das Kitamobil. Neun Schaustellerkinder kommen hier heute vorbei, um für ein paar Stunden mit den Betreuerinnen und Gleichaltrigen zu spielen. Wenn alle da sind, steht erstmal das Begrüßungsritual an.
Eine eingeübte Choreographie, denn die Sozialarbeiterinnen sind schon das fünfte Mal auf dem Markt in Bad Vilbel. Für die Kinder eine schöne Abwechslung zum Schaustelleralltag.
Kennedy (6 Jahre)
„Das Riesenrad ist schön. Ich liebe den Kindergarten, wenn er immer kommt. Und dann spiele ich.“
Henry (5 Jahre)
„Gemeinsam spielen hier im Kindergarten, mit den Autos spielen.“
25 Kinder betreuen Theresa Saup und ihre Kolleginnen pro Woche in Mittel- und Südhessen. Manche kommen häufiger, andere Reisen nur durch. Vor drei Jahren hat der evangelische Verein für Innere Mission in Nassau das Projekt gestartet.
Theresa Saup, Leiterin Kita für Kinder beruflich Reisender
„Wir wollen zu allen Kindern die regelmäßig in Hessen reisen zwei Mal die Woche gehen. Also mit dem Kitamobil besuchen. Und das schaffen wir jetzt gerade auch. Und auf den Festplätzen ist es das Schöne, dass es wirklich eine Kitagruppe ist und wir mehr Kinder gleichzeitig und über eine längere Zeit betreuen können.“
Und die Nachfrage ist hoch. Schausteller fahren teilweise nur wegen der rollenden Kita nach Hessen, denn das Projekt ist einzigartig in Deutschland. Und wertvoll für die Entwicklung der Kinder.
Jana Roth, Kita für Kinder beruflich Reisender
„Wir haben jetzt gerade unsere zweite Einschulung gemacht mit der Schule für Kinder beruflich Reisender und es ist ganz schön zu sehen, dass die Kinder, die gerade mit drei Jahren zu uns gekommen sind, auch Fortschritte gemacht haben. Wie gehe ich mit einem Stift um, wie kann ich kleben, wie läuft so ein Kita-Alltag, so ein Schulalltag? Um dann halt später auch in der ersten Klasse einen besseren Start zu haben.“
So ist auch Sammy Steffen sehr dankbar für das kostenlose Angebot. Sie reist mit ihrer Familie das ganze Jahr durchs Land. Parallel zur Arbeit ist die Betreuung der Kinder schwierig.
Sammy Steffen, Schaustellerin
„Der Kita-Alltag ist schon sehr wichtig natürlich für die Bildung, für die Entwicklung. Das spielen mit anderen Kindern, auch mit den Betreuern. Die gehen ja ganz anders mit den Kindern um, wie man jetzt selber.“
Nach vier Stunden holen die Eltern ihre Kinder wieder ab. Einige würden gerne noch ein bisschen weiterspielen.
Gerade erst hat das hessische Sozialministerium die Finanzierung des Projekts um ein Jahr verlängert. Und das freut vor allem die Schausteller-Kinder, die bis dahin einen Ort zum gemeinsamen Spielen und Aufwachsen haben.