Kirche zerstört – mutmaßlicher Brandstifter vor Gericht

Bei einem Brandanschlag auf die katholische Kirche in Wissen im Westerwald werden im Februar weltweit einzigartige Kulturgüter zerstört. Menschen werden glücklicherweise nicht verletzt, doch der finanzielle Schaden geht in die Millionen. Der Mann, der für die Zerstörung verantwortlich sein soll steht ab heute vor dem Koblenzer Landgericht.

 

Schwere Brandstiftung und Sachbeschädigung. Das wirft die Staatsanwaltschaft dem 39 Jahre alten Peter W. vor.
Der Mann aus Nordrhein-Westfalen soll in der Nacht auf den 10. Februar ein Fenster eingeschlagen und sich so Zugang zur Wissener Kirche verschafft haben. Laut Anklage soll er erst mehrere Kirchenbänke angezündet haben. Dann soll er mit allen brennbaren Gegenständen eine Art Scheiterhaufen im Altarraum aufgetürmt und diesen in Brand gesetzt haben. Erst drei Stunden später wird das Feuer entdeckt. Hitze und Ruß verwüsten den gesamten Innenraum, auch der wertvolle barocke Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert wird zerstört. Genauso wie die Deckenmalereien des Künstlers Peter Hecker und die Orgeln. Der Gesamtschaden: Rund zwei Millionen Euro. Einzigartige Kulturgüter; für immer verloren. Für den Pfarrer und die Gemeinde ein Schock.
Martin Kürten, Pfarrer in Wissen (am 14. Februar 2023)
„Wie alle die auch hieraufgewachsen sind hier mit der Kirche verbunden sind, war erst mal nur Fassungslosigkeit, Sprachlosigkeit, weil mit der Kirche so viele persönliche Erinnerungen verbunden sind, das jeder einfach nur geschockt war.“
Die Polizei kann den mutmaßlichen Täter schnell fassen, denn die Kirche wird mit Videokameras überwacht.
Das Motiv des Angeklagten bleibt allerdings rätselhaft.
Maike Dickhaus, Reporterin
„Der Angeklagte lässt heute durch seinen Verteidiger eine Erklärung verlesen. Darin gibt er an, bei einem Freund in Wissen zu Besuch gewesen zu sein und am Tatabend sehr viel Alkohol getrunken zu haben. Erst zuhause, dann in einer Kneipe, dann unterwegs. Insgesamt mehr als 20 Flaschen Bier und diverse Schnäpse will der Angeklagte laut eigenen Angaben getrunken haben. Danach habe er sich das Leben nehmen wollen und seine Erinnerung setze aus. An die Brandstiftung in der Kirche, habe er keinerlei Erinnerung. Er wisse weder wann noch warum er in der Kirche gewesen sei. Er wolle sich dafür entschuldigen, könne sich das Ganze selbst nicht erklären.“
Über 1,6 Promille Alkohol werden im Atem des Angeklagten festgestellt. Da der Angeklagte außerdem angibt mit psychischen Problemen zu kämpfen, muss im Prozess auch geklärt werden, ob Peter W. voll schuldfähig ist.
Die Kirche in Wissen ist noch nicht wieder offen. Sie wird gerade restauriert und wird vermutlich noch zwei weitere Jahre geschlossen bleiben müssen.
Der Mann, der für den Schaden verantwortlich sein soll, muss indes noch einige Male bei Gericht erscheinen. Das Urteil könnte Anfang August fallen.