Kartierung von Grünland

Und jetzt geht es ab ins Grüne! Mit einer sogenannten Grünland-Kartierung will das Landesamt für Umwelt Flächen erfassen, um deren Artenvielfalt und das Klima zu schützen. Die Ergebnisse sollen den rheinland-pfälzischen Kommunen und Landwirten als Planungsgrundlage für den Naturschutz dienen.

 

Wiesen und Felder im Landkreis Bernkastel-Wittlich – der aktuelle Arbeitsplatz von Bierger Führ. In Begleitung von Hündin Maja begutachtet der Kartierer eine artenreiche Glatthaferwiese. Ob diese künftig geschützt wird hängt davon ab, ob sie bestimmte lebensraumtypische Arten aufweist oder nicht.
Bierger Führ, Biotopbetreuer und Kartierer: „Sagen wir mal hier bei den Glatthaferwiesen, würde man nach dem Glatthafer schauen. Nach dem Gras der namengebenden Art. Wir würden gucken nach dem weißen Labkraut. Wir würden gucken nach vielleicht Wiesenbeerenklaue, nach Margerite Knöllchensteinbrech, solche Arten. Und wenn die augeschneinlich vorhanden sind, dann würde man die Fläche genauer kartieren.“
Was zunächst in einem solchen Bogen handschriftlich eingetragen wird, wird später dann auch digital erfasst und ausgewertet.
Als Hotspots der Biodiversität sind Wiesen und Weiden Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten.
Aber erst ab 25 bis 40 verschiedenen Pflanzenarten gelten Wiesen als „artenreich“.
Katrin Eder, Bündnis 90/Die Grünen, Klimaschutz- und Umweltministerin Rheinland-Pfalz: „Sie können vor Erosionen schützen, sie können Wasser speichern, sie können CO2 binden. Also insofern sind diese artenreichen Wiesen, die so unscheinbar daherkommen und die früher ja eigentlich überall waren, aber die sind heutzutage ganz wichtig und sind jetzt auch geschützte Biotope.“
Das Problem: Was die Umwelt schont, bereitet den Landwirten Bauchschmerzen. Denn Pflanzen von naturgeschützten Wiesen bieten Tieren weniger Nährstoffe als deutlich reichhaltigeres Weidegras oder Kleegras.
Zudem berichtet Milchbäuerin Vera Steinmetz von einem enormen Flächendruck auf die Landwirtschaft. Täglich gingen in Rheinland-Pfalz rund neun Hektar an Naturfläche durch Besiedlung und Straßenbau verloren.
Vera Steinmetz, Milchbäuerin aus Thalfang am Erbeskopf: „Ich weiß als Landwirtin ja nicht: Habe ich in fünf Jahren noch die Fläche, die ich jetzt bewirtschafte oder kriege ich irgendwo…werden Flächen gekündigt. (…) Dann muss ich ja irgendwo schauen wie kriege dann trotzdem meine Tiere weiterhin gut ernährt. Und dann ist halt dieses artenreiche Grünland, das ist defintiv nicht so ertragreich.“
Um diesem Dilemma entgegenzusteuern sollten deshalb Landwirte, die Flächen für den Naturschutz abegeben, im Gegenzug anderes Land intensiver bewirtschaften dürfen. Diese Wiesen dürften dann deutlich häufiger gedüngt und gemäht werden, als es bei den besonders geschützten Wiesen erlaubt ist.
Bierger Führ, Biotopbetreuer und Kartierer: „Um diese Artenvielfalt zu erhalten, darf man sie auch erst mähen wenn die Entwicklung der Pflanzen abgeschlossen ist. Und dann ist aber schon der Nährstoffgehalt wieder rückläufig.“
Und so wird er wohl noch eine Weile anhalten: Der ewig schwelende Konflikt zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Die Grünlandkartierung soll bis 2025 abgeschlossen werden. Im Juli werden aber bereits erste Ergebnisse vorgestellt.