Kampf gegen gefährliche Tigermücke

In den vergangenen Jahren haben tropische Stechmücken sich immer mehr auch bei uns in Deutschland ausgebreitet. Sie können gefährliche Krankheiten übertragen wie das Dengue-Fieber oder das Zika-Virus, das bei Schwangeren zu Fehlbildungen des Kindes führen kann. Noch wurden diese Krankheiten bei uns nicht nachgewiesen – doch laut Wissenschaftlern ist das nur eine Frage der Zeit. Um darauf vorbereitet zu sein, entwickeln Forscher aus Gießen und Frankfurt gerade eine neue Bekämpfungsmethode. Das Ziel: Eine Art Feuerwehr gegen gefährliche Stechmücken aufbauen. Ein weltweites Vorreiterprojekt, gefördert durch das Land Hessen.

Nicht mal einen Zentimeter groß. Namensgebend: Die schwarz-weiß-getigerten Beine. Hier am Fraunhofer-Institut in Gießen werden die unliebsamen Insekten gezüchtet. Die Forscher wollen ihr Erbgut analysieren. Das Ziel: Eine Bekämpfungsmethode entwickeln, die nur die Tigermücke trifft und anderen Insekten nicht schadet.
Andreas Vilcinskas, Insektenforscher: „Wir suchen Gene, die für das Überleben der Moskitos wichtig sind, wenn sie ausgeknipst werden, stirbt das Moskito. Aber da das jetzt nur für die Sequenz der Zielorganismen designt wird, werden andere, selbst nah verwandte Arten nicht getroffen.“
Eine chemiefreie Bekämpfungsmethode für Tigermücken gibt es eigentlich bereits. Doch das Verfahren beruht auf Genmanipulation und wird von einem Großteil der Bevölkerung abgelehnt. Beim neuen Ansatz werden keine Exemplare mit verändertem Erbgut gezüchtet. Stattdessen soll der Wirkstoff die Tigermücken draußen in der Natur bekämpfen – ohne Rückstände.
Andreas Vilcinskas, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie Gießen: „Der Mechanismus basiert auf einer Abwehr gegen Viren, die wir in unserem Körper haben. Der Körper erkennt von Viren hergestellte doppelsträngige RNA und baut die ab. Wenn wir jetzt eine doppelsträngige RNA herstellen, die für ein bestimmtes Gen auch in der Moskito drin ist, dann wird auch dieses Gen abgeschaltet.“
Potentielle Erbgut-Abschnitte haben sie bereits gefunden. Jetzt gilt es, noch eine geeignete Verpackung zu finden, damit der Wirkstoff sich nicht zu schnell in der Natur zersetzt. Zur erfolgreichen Bekämpfung  gehört aber auch, zu wissen, wo die Mücken sich gerade vermehren. Dieser Frage widmet sich ein Team des Frankfurter Senckenberg Instituts. Die Biologen entwickeln ein Frühwarnsystem zum Nachweis von Tigermückenlarven. Statt einzelne Tiere zu sammeln, nutzt das Team sogenannte Umwelt-DNA – also Erbgut-Rückstände im Wasser, wo die Mücken sich vermehren.
Isabelle Schöck, Molekularbiologin: „Das Wasser hat den Vorteil, dass jedes Tier, wie wir Menschen auch, wenn wir irgendwo sind, unsere Spuren hinterlassen in Form von DNA, also wir dann einen Pool von ganz viel DNA haben und uns dann relativ sicher sein können, dass wir auch wirklich ein exaktes Abbild von dem haben, was hier wirklich existiert.“
Die Ergebnisse sammeln sie in einer Gen-Datenbank. Städte und Landkreise können dann Gewässerproben entnehmen und sie mit der Datenbank abgleichen. So lassen sich Tigermücke und Co. Früh und zuverlässig nachweisen und gegebenenfalls bekämpfen. Noch gibt es in Deutschland keine Fälle von durch Tigermücken übertragene  Krankheiten. Doch das sei nur eine Frage der Zeit, so die Forscher.
Andreas Vilcinskas, Fraunhofer-Institut Gießen: „Irgendwann gehen wir davon aus, dass Dengue, Zika und Gelbieber-Viren da sind und deswegen sollte man dann schnell die bekämpfen, weil es kann ja auch sein, dass dann irgendwann diese Viren auch von einheimischen Mücken übertragen werden. Und dann haben wir ein richtiges Problem.
Neben gefährlichen Stechmücken kommen auch andere Schadinsekten für die Bekämpfungsmethode infrage. Mit Ergebnissen rechnet das Fraunhofer-Institut bereits in circa drei Jahren. Bis das Mittel tatsächlich zum Einsatz kommt, dürfte es noch etwas länger dauern: Denn die Zulassungsverfahren für diese neuartige Methode müssen erst noch entwickelt werden.