Kampf gegen das Jakobskreuzkraut

Es sieht wunderschön aus, doch das Jakobskreuzkraut ist hochgiftig. Weidetiere, wie Pferde oder Rinder bekommen durch den Verzehr schwere Leberschäden, die tödlich sein können. Wissenschaftler der Technischen Hochschule Mittelhessen und der Universität Gießen versuchen deshalb im Westerwald eine Methode herauszufinden, um das Jakobskreuzkraut und andere Giftkräuter mit Hilfe von künstlicher Intelligenz – ganz ohne Pestizide – zu bekämpfen.

Eine Wiese bei Rennerod. Studenten der Technischen Hochschule Mittelhessen fahren mit einem seltsamen Gefährt mit zwei eingebauten digitalen Kameras über Gras und Kräuter, die hier im Westerwald wachsen. Darunter sind auch Giftpflanzen, wie das Jakobskreuzkraut.
Moritz Schauer, Ingenieur Technische Hochschule Mittelhessen
„Wir machen gerade Videoaufnahmen, wobei Videoaufnahmen nichts anderes sind, als viele Bilder, die schnell hintereinander abgespielt werden. Und auf jedem einzelnen Bild müssen wir dann nachher per Hand am Computer das Kraut finden, dann machen wir ein Kästchen drum, und mit den Daten wiederum füttern wir dann die KI, die darauf trainiert wird, das Kraut dann zu erkennen und in Zukunft das selbständig macht, damit wir nicht mehr eingreifen müssen.“
Aber vorher muss die KI – also die Künstliche Intelligenz – das Jakobskreuzkraut erkennen. Überall wo ein rotes Fähnchen im Boden steckt, wächst die giftige Pflanze. Später im Labor: eine Fleißarbeit all die Aufnahmen zu markieren und auszuwerten. Aber die KI braucht viele Daten. Seit dem Frühjahr läuft das Forschungsprojekt im Westerwald, das durch die EU gefördert wird. Jakobskreuzkraut gibt es hier schon immer, doch durch die Trockenheit in den vergangen Jahren hat es sich viel stärker ausgebreitet.
Johanna Lill, Biologin Justus-Liebig-Universität Gießen
„Durch den Klimawandel können halt verstärkt Lücken im Boden entstehen, das nutzt die Pflanze, sie ist ein Lichtkeimer, kann sich dann schön etablieren, kann dann auch mit ihren Blättern die anderen Pflanzen bedecken und ist dann eine größere Konkurrenz dagegen.“
120 Hektar Grünfläche – Wiesen, deren Gras und Pflanzen später zu Heu und Viehfutter verarbeitet werden. Jörn Milnikel betreibt hier im Westerwald ökologische Landwirtschaft. Das Jakobskreuzkraut ist nicht nur ein tödliches Gift für Tiere, wenn sie es fressen, sondern auch für den Betrieb des Landwirts. Denn noch dauert die Bekämpfung rund zwei Wochen.
Jörn Milnikel, ökologischer Landwirt aus Rennerod
„Im Moment müssen wir die Flächen leider vor der Maat bereinigen, das heißt, wenn das Gras ungefähr so hoch steht, habe ich gute Freunde und Bekannte, die mir helfen beim Ausreißen der Pflanze, das heißt, wir sind mit Säcken bewaffnet, manchmal auch mit Ausstechern, und dann gehen wir durch die Flächen halt und reißen die Pflanze händisch raus, um das Maatgut bereinigt zu haben von den Giftstoffen.“
Jörn Milnikel und sieben weitere Landwirte haben sich an die Universitäten gewandt. So ist das KI-gestützte Forschungsprojekt zur Unkrautbekämpfung überhaupt erst entstanden.
Prof. Seyed Eghbal Ghobadi, Leiter des Forschungsprojekts
„Unser Ziel in diesem Projekt ist eine chemiefreie Unkrautbekämpfung basierend auf künstlicher Intelligenz zu entwickeln, das in der Lage ist unseren Landwirten zu helfen, giftige Unkrautarten zu erkennen und lokalisieren und auch durch unterschiedliche Bekämpfungsansätze zu bekämpfen.“
Die Forscher glauben, dass sie bis kommendes Frühjahr einen Roboter entwickeln können, der selbstständig über die Wiesen bei Rennerod fährt und das giftige Jakobskreuzkraut dabei erkennt und ausreißt.