Jugendliche und Cyberkriminalität

Ein Jugendlicher verbreitet intime Handy-Aufnahmen seiner 13-jährigen Ex-Freundin. Eine Lehrerin wird darauf aufmerksam und besorgt sich diese Aufnahmen. Laut eigenen Angaben, um die Eltern zu informieren. Jetzt muss sich die Lehrerin allerdings selbst vor dem Landgericht Koblenz verantworten – wegen des Besitzes von Kinderpornografie. Der Fall zeigt, wie schwierig der Umgang mit solchen Fällen ist. Dabei nehmen Cyberkriminalität und das sogenannte Cybermobbing unter jungen Menschen rapide zu.

Einmal ein falsches Foto verschickt oder in einer Gruppe geteilt – schon verbreitet es sich wie ein Lauffeuer mit ungeahnten Konsequenzen. Schlimmer noch: Ein Täter könnte sein Opfer mit heiklem Material unter Druck setzen.
Julian Paul, Landeschülervertreter Rheinland-Pfalz
„Und verlangt dann irgendwelche Leistungen oder irgendwas, was man eigentlich gar nicht machen möchte. Auch das gibt es. Und auch das wird natürlich einfacher, wenn man sich nicht mehr von Gesicht zu Gesicht gegenüber sitzt, sondern die digitale Barriere voneinander hat.“
Auf diese wachsende Problematik macht der Landesschülervertreter immer wieder aufmerksam, etwa bei der Opferhilfe Weißer Ring. Laut jüngsten Zahlen sind bei der Cyberkriminalität bundesweit über 20 Prozent der jährlich weit über 100.000 Tatverdächtigen Heranwachsende. Bei der Aufklärung und Prävention stoßen Hilfsorganisationen bei diesem heiklen Thema aber auch immer wieder auf Vorbehalte.
Patrick Liesching, Bundesvorsitzender Weißer Ring
„Bei Eltern, bei Schulen, die nicht wollen, dass öffentlich über das Thema gesprochen wird, da gilt es zu überzeugen, Widerstände auch zu überwinden. Ich meine, das ist eine Aufgabe, die auch die Politik trifft. Da müssen Kultusressorts handeln.“
Angesichts des eklatanten Lehrmangels scheint es vielen Schulen schwerzufallen, sich diesem Thema zu widmen. Dabei sind neben den Schülern auch Lehrer selbst immer öfter von Cybermobbing betroffen. Angesichts der großen Dunkelziffer ermutigen Lehrergewerkschaften die Opfer, Vorfälle auch tatsächlich zu melden.
Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender GEW Rheinland-Pfalz
„Ganz wichtig ist, dass sich Opfer öffnen. Dass man eine Kultur an den Schulen hat, zumindest eine Vertrauensperson, wo man sich hinwenden kann. Dass man erzählt und dass man auch den Schülerinnen und Schülern immer wieder den Mut macht, zu berichten.“
Auch die Polizei geht an Schulen, um aufzuklären. Einmal etwa das falsche Häkchen gesetzt und den automatischen Download aktiviert – schon kann man versehentlich strafrechtlich relevantes Material heruntergeladen und unbewusst eine Straftat begangen haben. Zwar ist das Internet kein rechtsfreier Raum, doch gerade beim Cybermobbing kann es schwierig sein, etwa üble Nachrede und damit eine Straftat nachzuweisen. Bestenfalls kommen Schüler erst gar nicht in eine solche prekäre Lage.
Markus Arent, Leiter Kriminaldirektion Mainz
„Für mich steht eigentlich das Thema Methoden- und Medienkompetenz im Vordergrund. Also wir müssen zunehmend die jungen Menschen dafür befähigen, Gefahren auch zu erkennen.“
Einig sind sich alle Beteiligten, dass stärker an einer gemeinsamen Prävention gearbeitet werden muss. Das befürworten auch Schülervertreter. An Julian Pauls Gymnasium etwa gibt es Medienscouts, Fortbildungen und Streitschlichter. Doch auch er sagt, es muss noch viel mehr getan werden.