Jüdische Gastronomen in Sorge

Sigal  und Nir Rosenfeld sind Gastronomen in Frankfurt. Das jüdische Ehepaar betreibt mehrere Restaurants in der Mainmetropole. Sie sind stolz darauf, als Juden in Frankfurt erfolgreich leben und arbeiten zu können. Gerne haben sie ihren Glauben öffentlich gezeigt. Bis zum 7. Oktober, jetzt denken sie ans Auswandern.

 

Für die jüdische Gemeinschaft ist es wohl der schlimmste Tag seit der Shoah. Der 7. Oktober, der Tag der grauenhaften Morde und Geiselnahmen von in Israel lebenden Juden und Bürgern anderer Staaten durch die Hamas. Vor dem jüdischen Museum in Frankfurt erhalten die Namen der Geiseln eine Stimme. Gegen das Vergessen. Sigal und Nir Rosenfeld betreiben ein Restaurant im Museum. Nir Rosenfeld ist in Tel Aviv geboren, er lebt seit 20 Jahren in Frankfurt, doch jetzt denkt er daran, nach Israel zurückzukehren.
 
Nir Rosenfeld, jüdischer Gastronom aus Frankfurt
Hier auf der Straße zu laufen, und Angst zu haben, wem kann ich sagen, dass ich Israeli bin, dass ich Jude bin, oder wem kann ich es nicht sagen, das ist eine permanente Angst und das bestätigen alle Juden, die im Ausland leben. Also lieber in Israel als hier, lieber diese Kriegssituation als diese Hass-Situation.
 
Direkt nach dem Massaker der Hamas werden die Gastronomen beschimpft, in ihren Restaurants bleiben die Gäste weg. Das hat sich gelegt. Doch die Angst ist geblieben. Sigal Rosenfeld ist in Frankfurt geboren und aufgewachsen. Antisemitismus hat die 53-jähre oft zu spüren bekommen.
Sigal Rosenfeld, jüdische Gastronomin aus Frankfurt
Jetzt ist es halt, es hat nochmal eine andere Dimension angenommen, wenn man durch die Stadt geht und dann diese Demos sieht. Wirklich voller Hass. Die wirklich skandieren, Tod Israels, der Juden, Intifada und sonst was. Da hat man also, wir haben richtig Angst. Ich kann da gar nicht hingehen.
 
In Deutschland verwurzelt und doch entwurzelt. Das ist die Aussage dieser Baumskulptur vor dem jüdischen Museum. Solche Gefühle haben auch die Rosenfelds. Doch Sigal Rosenfeld ist eine positiv eingestellte Frau.
Sigal Rosenfeld, jüdische Gastronomin aus Frankfurt
Am Anfang hatten wir auch immer so den Eindruck, dass alles, was organisiert wird, gegen Antisemitismus nur von Juden und Jüdinnen organisiert wird, was natürlich auch ein schreckliches Gefühl ist, wenn man sich so alleine fühlt. Aber mittlerweile sieht man, dass sehr, sehr viele Menschen teilnehmen. Und offen darüber sprechen und ihre Stimme erheben. Das gibt uns Hoffnung, auf jeden Fall.
 
Das Restaurant im Jüdischen Museum und das Museum selbst stehen dafür, dass jüdisches Leben und jüdische Kultur zu Frankfurt gehören. Sigal und Nir Rosenfeld haben drei Kinder. Noch bleibt die Familie in Frankfurt, noch liegt hier ihr Lebensmittelpunkt.