Juden feiern Lichterfest Chanukka

Mitten in diesen sehr schwierigen Zeiten findet eines der größten jüdische Feste statt: das Chanukka-Fest: Seit mehr als 2.000 Jahren gibt es dieses Brauchtum bereits. Mit dem Fest soll Licht, Wärme und Frieden in die Welt gebracht werden. Gestern Abend war es wieder soweit: In vielen jüdischen Gemeinden wurde die erste der acht Kerzen des Chanukka-Leuchters, der so genannten Menora entzündet.

Wer sich unter Chanukka einer eher stilles oder gar trauriges Fest vorgestellt hat, wurde gestern Abend auf dem Bad Homburger Marktplatz schnell eines Besseren belehrt: Es wird gefeiert, getanzt, gesungen und gelacht. Denn Chanukka ist das Fest des Lichtes, der Hoffnung und der Wunder – und die Zeit der Wünsche.
Shalom Dov Ber Rabinovitz, Rabbiner Jüdische Gemeinde Bad Homburg
„Ich wünsche mir Frieden auf der ganzen Welt. Ich wünsche mir, dass dieses Licht von Chanukka uns Wärme und Leben und gute Taten bringt.“
Das Chanukka-Fest geht auf ein Ereignis vor rund 2.200 Jahren zurück und erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem. Der Überlieferung nach brannte eine Menora damals acht Tage lang, obwohl das Öl eigentlich nur für einen Tag hätte reichen sollen. Dieses Wunder feiern Juden in aller Welt bis heute.
In Bad Homburg feiert man den Auftakt zum Chanukka-Fest seit vielen Jahren öffentlich auf dem Marktplatz.
Alexander Hetjes (CDU), Oberbürgermeister Bad Homburg
„Gerade aufgrund des wachsenden Antisemitismus in Deutschland leider, und weil wir ein Zeichen der Solidarität setzen wollten, haben wir uns entschieden, den Chanukka-Leuchter sehr präsent in der Mitte unsere Stadt auf dem Dach von unserem Kurhaus aufzustellen und ihn dort auch acht Tage stehen zu lassen.“
Ein Zeichen der Solidarität, das der jüdischen Gemeinde in Bad Homburg gerade in diesen schweren Zeiten gut tut.
Arthur Iliyav, Vorstand Jüdische Gemeinde Bad Homburg
„Eine unserer Aufgaben im Judentum ist, dass jede jüdische Familie die Menora ins Fenster stellt. Damit alle in der Nacht das Licht sehen können. Und der Bürgermeister hilft uns einfach damit, dass wir das Licht hier in der Dunkelheit zeigen können.“
Und natürlich auch, um gemeinsam zu feiern: Laut Talmud ist es Juden während des achttägigen Chanukka-Festes sogar verboten, zu Trauern oder zu Fasten. Und ähnlich wie Weihnachten ist Chanukka auch ein Fest, das vor allem für glänzende Kinderaugen sorgt.
Shalom Dov Ber Rabinovitz, Rabbiner Jüdische Gemeinde Bad Homburg
„Die Kinder freuen sich sehr. Das heißt, sie bekommen an Chanukka Geschenke. Und sie bekommen auch Chanukka-Geld. Also haben sie viel Spaß und Freude.“
Jüdisches Leben in Deutschland – das, so sind sich viele hier einig, sollte künftig noch mehr sein wie das Chanukka-Fest gestern in Bad Homburg: Nicht irgendwo versteckt im stillen Kämmerlein, sondern offen, fröhlich und für alle sichtbar: Wie die Lichter der Menora.