Jahres-Gedenken an die Opfer der Amokfahrt Trier

Genau ein Jahr ist es her, als ein Mann mit 80 Stundenkilometern durch die Trierer Fußgängerzone gerast ist und für unsägliches Leid sorgte. Es sterben sechs Menschen, Dutzende werden verletzt. Unter den Todesopfern ist auch ein Baby. Heute steht in Trier das Gedenken im Vordergrund. Ein gemeinsames Gedenken an die Opfer einer Tragödie, die sich niemand hätte vorstellen können.

Es sind viereinhalb Minuten, in denen ganz Trier heute inne hält. Denn es waren viereinhalb Minuten die die Stadt für immer verändert haben. Heute ist die Erinnerung an den Tag wieder ganz präsent.
Hildegard Düro-Johannes
„Es ist jeden Tag da, es betrifft mich jeden Tag. Und ich denke jeden Tag an die Opfer und an die Angehörigen. Und das wird sicher noch ganz ganz lange bleiben.“
Fabio Krieglstein
„Man wird irgendwie unterbewusst viel vorsichtiger. Und das ist gar nicht mehr … Es wirkt gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass so etwas passieren kann. Man rechnet viel eher mit sowas, wenn man weiß: Okay, es ist hier auch passiert.“
Roger Döring
„Abschließen kann man nicht so, weil es ist halt … ich war live dabei und das ist halt Scheiße dann auf Deutsch gesagt.“
Zentraler Gedenkort ist heute der Trierer Dom. Opfer, Hinterbliebene, Vertreter der Einsatzkräfte und Politiker kommen um 13:46 zu einem ökumenischen Gottesdienst zusammen, der Zeitpunkt an dem die Tragödie begann. Sie wollen gemeinsam erinnern, das Leid teilen und zusammenhalten.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Es ist natürlich ein großer Trost, dass die Menschen hier sofort hilfsbereit waren und solidarisch Zusammengehalten haben. Auch jetzt in der Folge der schrecklichen Amokfahrt. Und trotzdem, wenn man sich an die Bilder erinnert, ist es einfach erschütternd bis zum heutigen Tag.“
Eine Erschütterung, die auch durch Tonfiguren von Saarburger Schülern ausgedrückt wird. Sie sollen an einen Gedenkort im Trierer Dom stehen. An der Porta Nigra hängt bereits eine Gedenkplakette. Doch nicht nur die Stadt hat sich verändert. . Auch die Trierer selbst.
Wolfram Leibe, SPD, Oberbürgermeister Trier
„Ich denke, wir sind als städtische Gesellschaft dadurch noch stärker geworden. Was ich im letzten Jahr erlebt habe ist, dass wir über die Opfer, dass wir uns um die Menschen gekümmert haben, die verletzt wurden, die getötet wurden. Für die Familien, die da sind. Und wir haben nicht über den Täter gesprochen. Und das zeigt, wie stark wir als Gesellschaft sind.“
In dem laufenden Gerichtsprozess schweigt der mutmaßliche Täter noch. Für die Opfer und Hinterbliebenen ist das die größte Belastung. Denn die so wichtige Frage nach dem Warum kann so nicht beantwortet werden.
Detlef Placzek, SPD, Opferbeauftragter Rheinland-Pfalz
„Was ihnen hilft, ist die Gemeinschaft und dass wir wissen, dass wir nicht alleine sind. Das ist für die Opfer besonders wichtig. Teilweise ist es so, dass ich vor Wochen die ersten Rückmeldungen bekam von einzelnen, die gesagt haben: ‚Ich dachte ich komme alleine damit zurecht, aber jetzt stelle ich doch fest, es geht nicht‘.“
Es waren nur viereinhalb Minuten, die vor einem Jahr in Trier so viel Leid verursacht haben. Es wird noch lange dauern, bis die Wunden verheilt sind.