Interview mit Hessens SPD-Chef Sören Bartol

Beim Frühlingsempfang der SPD-Fraktion im hessischen Landtag konnte der neue Fraktions-Vorsitzende Tobias Eckert gestern Abend mehrere hundert Gäste in der Lobby des Landtags begüßen. Auch der neue Vorsitzende der hessischen SPD, Sören Bartol, nutzte die Gelegenheit, um sich in der Landeshauptstadt besser bekannt zu machen. Unser Kollege Philipp Stelzner hat am Rande der Veranstaltung mit Sören Bartol über die neue Regierungskoalition von CDU und SPD in Hessen gesprochen.

Philipp Stelzner, stellv. Chefredakteur:
Herr Bartol, woran werden die Menschen zuerst merken, dass jetzt in Hessen die SPD mitregiert?
Sören Bartol (SPD), Landesvorsitzender Hessen:
Ja, das ist eine ganz wichtige Frage, weil das müssen die Menschen merken. Es muss einen Unterschied machen, ob Sozialdemokraten in Regierungsverantwortung sind oder nicht. Und sie kennen die riesigen Herausforderung unserer Zeit: die Transformation. Wir müssen uns auch wirklich um die Realität der Menschen kümmern, müssen wahrnehmen: Was ist das Problem? Wir haben gerade 10.000 Menschen, Zehntausende Menschen in Hessen, die auf die Straße gehen, für ihre Demokratie kämpfen. Das sind alles Themen, damit müssen wir uns beschäftigen. Da müssen wir auch Antworten liefern. Wir haben gemeinsam Koalitionsvertrag mit der CDU, den müssen wir abarbeiten. Wir werden ein Tariftreuegesetz und andere Themen voranbringen. Und das sind dann auch Themen, wo man merkt, da ist Kern-DNA der SPD drin.
Stelzner:
Die hessische SPD ist 25 Jahre in der Opposition gewesen. Muss man Regieren erst wieder lernen?
Bartol:
Na ja, wir haben uns ja jetzt komplett neu aufgestellt. Und Sie haben natürlich recht. Natürlich ist das jetzt eine neue Situation. Ich glaube, dass unsere drei Ministerinnen / Minister in der Regierung sehr deutlich machen, dass sie es können, dass sie es nicht lernen müssen. Aber natürlich müssen die Abläufe neu eingeübt werden. Deswegen haben wir jetzt ja auch einen Landesparteitag gehabt, wo wir eine neue hessische Führung der SPD gewählt haben. Wir müssen das Zusammenspiel natürlich optimal beherrschen, weil am Ende wollen wir den Leuten ja zeigen: Es ist gut, dass in diesem Land wieder Sozialdemokraten mitregieren.
Stelzner:
Jetzt sind Sie Parlamentarischer Staatssekretär in Berlin. Ist das kein Nachteil, wenn Sie künftig den Landesverband der hessischen SPD führen wollen?
Bartol:
Wissen Sie, mein Erstwohnsitz ist in Marburg, weil ich bin Bundestagsabgeordneter aus Marburg. Ich bin dort sechsmal direkt gewählt. Das ist meine Heimat. Dort bin ich politisch aktiv. Und ja, ich bin als Bundestagsabgeordneter logischerweise auch in Berlin und dort Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium. Das ist jetzt ein Ehrenamt, was ich dazubekommen habe. Ich werde da viel Kraft rein investieren, und das ist kein Nachteil. Ich glaube schon, dass auch ich mit meinen 22 Jahren Erfahrung als Abgeordneter in Berlin, aber auch als SPD-Parteivorsitzender in Marburg-Biedenkopf sehr viel dazu beitragen kann. Und das ist kein Nachteil. Ich glaube, es wird ein Vorteil sein.
Stelzner:
Vielen Dank, Herr Bartol, für das Gespräch.
Bartol:
Sehr gerne! Vielen Dank für die Fragen.