Interview mit dem Virologen Prof. Bodo Plachter

Markus Appelmann spricht mit Prof. Bodo Plachter über die aktuelle Corona-Lage. Er ist kommissarischer Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Mainz.

Markus Appelmann, Moderator: Da sind noch einige Fragen offen, die wir jetzt mit Professor Bodo Pachter besprechen möchten. Er ist kommissarischer Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Mainz. Guten Abend.
Prof. Bodo Plachter, Virologe Universitätsmedizin Mainz: Schönen guten Abend!
Appelmann: Omikron wird bald die vorherrschende Variante sein. Wie gefährlich ist nach den aktuellen Erkenntnissen?
Plachter: Abschließend kann man das immer noch nicht ganz wirklich sagen. Es gibt halt Hinweise aus Südafrika und auch aus anderen Ländern, Vereinigtes Königreich zum Beispiel, die darauf hindeuten, dass die Hospitalisierungsrate niedriger ist, das heißt, Menschen, die sich mit Omikron infiziert haben müssen seltener ins Krankenhaus. Das macht zunächst einmal Hoffnung. Aber nochmal: Die Daten sind noch relativ schwach, das müssen wir weiter beobachten.
Appelmann: Die Ministerpräsidenten der Länder kommen am Freitag wieder mit Bundeskanzler Scholz zusammen, dann wird auch über verkürzte Quarantäneregeln gesprochen. Ist das mit Blick auf den noch überschaubaren Kenntnisstand zur Omikron-Variante ein guter Zeitpunkt, um die Quarantäneregeln für Beschäftigte in kritischer Infrastruktur im Grunde zu lockern?
Plachter: Ja, ich glaube, das Wichtige ist wirklich zu definieren: Was ist eine kritische Infrastruktur? Ich denke, Polizei, Feuerwehr, auch natürliche Stromversorgung etc., das steht ja außer Frage, dass das funktionieren muss. Und hier muss man sich eben genau überlegen, wann unter Umständen dann tatsächlich auch einzelne, in Einzelfällen auch Menschen früher aus der Quarantäne entlassen werden, um eben auch in den Bereichen zu arbeiten. Aber noch mal: wichtig ist natürlich zu definieren Was ist wirklich wichtig?
Appelmann: Die Politik möchte kürzere Quarantäneregeln für Infizierte und Kontaktpersonen. Ist das aber auch aus ideologischer Sicht vertretbar, dass die Quarantäne auf sieben Tage verkürzt wird? Also ganz konkret: Wissen wir, dass Personen nach sieben Tagen nicht mehr ansteckend sind?
Plachter: Nein, das kann man so pauschal sicherlich nicht sagen. Nach sieben Tagen muss man natürlich dann testen, inwieweit jemand noch entsprechend eine hohe Viruslast trägt. Dann kann wirklich in Einzelfällen darüber nachgedacht werden, ob Menschen, die noch positiv sind, mit einem niedrigen Viruslast dann auch zur Arbeit gehen können. Aber das muss wirklich im Einzelfall genau geprüft werden.
Appelmann: Herr Professor Plachter, abschließende Frage zum Jahresauftakt: Lernen wir 2022 mit dem Virus zu leben? Werden die Maßnahmen nach und nach zurückgeschraubt?
Plachter: Ich denke, das kann man mit vorsichtigen Optimismus beantworten. Wir haben eine zunehmende Impfrate, wir haben auch immer mehr Menschen, die sich natürlich infiziert haben, und ich denke schon, dass in 2022 die Situation anders sein wird als noch im letzten Jahr und dass wir so langsam lernen werden, auch mit dem Virus umzugehen.
Appelmann: … sagt der kommissarische Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin in Mainz. Danke Ihnen!
Plachter: Ja, gerne.