Innenminister informiert sich über Wiederaufbau im Ahrtal

Manche bezeichnen die Region als größte Baustelle Deutschlands – es geht um das Ahrtal. Wie läuft der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe vor gut zwei Jahren? Diese Frage hat heute der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling einige Mal gestellt. Viele vor Ort haben aber auch Fragen, zum Beispiel, wann die neue Bahnstrecke endlich fertig ist. 17:30 auf Ortstermin in Dernau.

Ortstermin der angenehmen Art im Hofgarten-Restaurant in Dernau: Innenminister Michael Ebling ist gekommen, um sich bei den Menschen im Ahrtal nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Hofgarten-Inhaber Hartwig Näkel weiß: Er ist bei der Flut noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Weil das Restaurant auf einer leichten Anhöhe liegt, wurde es von den Wassermassen nicht zerstört, sondern nur leicht beschädigt. Und doch leidet der Betrieb unter den Kollateralschäden der Flut, denn seit der Jahrhundert-Katastrophe ist die Zahl der Touristen im Ahrtal stark zurückgegangen.
Hartwig Näkel, Hofgarten-Restaurant Dernau
„Dann kommen keine Einnahmen, und wir leben ja nun mal davon. Insofern kann man sagen – wir waren dann schon betroffen. Wenn man die Familie nicht ernährt, es kommen keine Einnahmen rein – dann muss man kein Politiker sein, um hochzurechnen, wann man pleite ist.“
Inzwischen kämen zwar wieder mehr Besucher als noch im vergangenen Jahr, da es in Dernau aber kaum noch Übernachtungsmöglichkeiten gebe, handele es sich dabei meist um Tagesgäste. Für Winzer eher schlecht für’s Geschäft. Deshalb setzt Gastwirt Hartwig Näkel darauf, dass der Wiederaufbau des Ahrtals möglichst flott über die Bühne geht.
Michael Ebling (SPD), Innenminister Rheinland-Pfalz
„Ich verstehe Ungeduld sehr gut. Denn natürlich, es gibt immer noch Flecken – da gibt es auch noch zu viele davon – da schaut man hin und sieht eben den Fortschritt nicht. Gleichzeitig ist es wichtig, auch die Stellen von Fortschritt zu sehen. Oder mit denen zu sprechen, die auch Fortschritt gestalten. Und das sind jetzt hier eben auch die Winzerinnen und Winzer, die sagen: Es ist jetzt manches zerstört worden, aber wenn wir es wieder aufbauen, dann wollen wir es auch in die Zukunft gerichtet aufbauen.“
Allerdings ohne dabei die Tradition zu vergessen. So sei der Wein aus dem Ahrtal nach wie vor hervorragend. Alter Wein aus neuen Schläuchen – eine vielversprechende Grundlage, schon bald wieder mehr Touristen ins Ahrtal zu locken.
Hartwig Näkel, Hofgarten-Restaurant Dernau
„Vorsichtiger Optimismus ist hier angebracht. Und auch wenn hier natürlich noch viel zu machen ist, das ist ganz klar. Aber man kann nicht immer zurückgucken. Ich denke, wenn alles so sich weiter entwickelt, kann in vier, fünf, sechs, sieben Jahren die Ahr möglicherweise wie Phönix aus der Asche wieder aufsteigen und sagen: ‚Mensch, haben die sich toll aufgemacht.’“
Was den Hotels und Gastronomiebetrieben dabei besonders helfen würde, wäre ein schneller Wiederaufbau der zerstörten Bahnstrecke – doch der wird sich, Stand jetzt, noch bis mindestens Ende 2025 hinziehen. Viele setzen ihre Hoffnung auch auf einen geplanten bis zu vier Meter breiten Radweg, der schon bald möglichst viele Fahrradtouristen ins Ahrtal locken soll. Ein weiterer kleiner Schritt in Richtung Normalität.