Inklusiver Tennisverein TC Laubach

Inklusion, das heißt, dass Menschen mit und ohne Behinderung miteinander leben und arbeiten, ohne dass ihre Unterschiede eine Rolle spielen. Und während viele große Firmen oder Vereine Probleme damit haben, so ein Umfeld zu schaffen, zeigt ein kleiner Tennisverein aus Mittelhessen bereits seit Jahren, wie es richtig geht. Wir haben den TC Laubach besucht, der für sein Engagement sogar mit dem Hessischen Sozialpreis ausgezeichnet wurde.

Gerade einmal 9.000 Einwohner hat das beschauliche Laubach im mittelhessischen Landkreis Gießen. Und trotzdem kann sich der Tennisclub Laubach vor Anmeldungen kaum retten, musste zuletzt einen Anmeldestopp verhängen. Das war nicht immer so. 2018 stand der Verein kurz vor dem Aus. Der Verein war überaltert und hatte gerade noch 60 Mitglieder. Man entschied sich, sich für alle Menschen zu öffnen – eine Initialzündung. Die Aktion „Tennis für alle“ funktionierte und der TC-Laubach zählt heute wieder 260 Mitglieder. Vereins-Urgestein Karl-Heinz Kotzian erinnert sich.
Karl-Heinz Kotzian, spielt seit über 70 Jahren Tennis
„Ich muss ehrlich sagen – und ich bin auch seit über 50 Jahren Trainer – wo ich das das erste Mal gehört habe, habe ich gedacht: Oh, das habe ich ja gar nicht gelernt, das kann ich nicht. Ich kann heute nur sagen: Warum habe ich das nicht schon früher gemacht? Also es ist völlig problemlos, mit diesen Menschen zu arbeiten. Ich bin ein bisschen stolz drauf, wenn ich sehe, dass die 10-20 Ballwechsel hinkriegen. Da ging gar nichts am Anfang.“
Rund 15 Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen sind heute fest im Verein verankert.
Dirk Köhler hat mit 17 Jahren sein Bein verloren. Vom Sport hat ihn das allerdings nicht abgehalten. 20 Jahre lang war er ein fester Bestandteil der deutschen Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft, hat auf allen Kontinenten der Welt Basketball gespielt. Nach seiner aktiven Sport-Karriere hat es ihm jetzt das Tennis angetan.
Dirk Köhler, ehemaliger Rollstuhlbasketball-Nationalspieler
„Man trifft halt die unterschiedlichsten Menschen mit den verschiedensten Einschränkungen und sieht, dass man doch trotz anderer Einschränkungen, ob das jetzt körperliche oder geistige Behinderungen sind, trotzdem gemeinsam Sport machen kann. Ich will einfach mich bewegen, Spaß haben, mit Leuten zusammen sein und das ist das Schöne am Tennis oder hier auch.“
Kleine Regel-Anpassungen machen das Spielen miteinander unkompliziert. So darf der Ball bei Spielern im Rollstuhl zweimal auf den Boden kommen, bevor er retourniert werden muss. Trainerin Janna Schleier kann so ganz normal mit den Rolli-Fahrern spielen, ohne sich zurücknehmen zu müssen.
Janna Schleier, Vorstandsmitglied TC Laubach
„Man sagt ja immer, bei uns sind alle willkommen, herzlich willkommen im Tennis-Club Laubach. Aber ganz viele meinen ja damit gar nicht alle und wir haben das dann wirklich auf die Spitze getrieben und haben gesagt: Wir meinen auch wirklich alle und nicht nur alle Altersstufen, sondern alle Kinder, alle Erwachsenen, alle mit Einschränkung und ohne Einschränkung.“
Das Land Hessen hat dem Verein deshalb im November den Hessischen Sozialpreis verliehen – danach ließen auch Nachahmer nicht lange auf sich warten. Inzwischen sind regelmäßig Vertreter anderer Sportvereine zu Besuch um sich anzuschauen, wie sie es im beschaulichen Laubach schaffen, echte Inklusion zu leben.