Inflation treibt Menschen zu den Tafeln

Sie haben es bestimmt auch schon bemerkt – im Supermarkt oder an der Tankstelle steigen die Preise seit Monaten an. Und das bestätigen auch die Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Das teilte mit, dass sich die Preise im letzten Jahr um 3,1 Prozent erhöht haben – das ist so viel wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Es betrifft zwar jeden, doch ganz besonders ärmere Menschen. Viele von ihnen können es sich nicht mehr leisten, einkaufen zu gehen. So führt für sie der letzte Ausweg zur Tafel.

Schlange stehen für ein paar Lebensmittel. Bei der Tafel in Ludwigshafen ist einiges los. Sechs Mal die Woche geben hier ehrenamtliche Mitarbeiter Lebensmittel an Bedürftige aus. Und es werden immer mehr. Ein Grund wird hier besonders häufig genannt.
Ohne Name
„Man kann sich keine Milch, kein Brot, man kann sich ja nichts mehr kaufen. Wird ja alles teurer. An die armen Leute wird ja nicht gedacht.“
Martina
„Weil die Lebensmittel so teuer geworden sind. Meine Miete ist extrem gestiegen. Und mir bleiben nach allem 213 Euro zum Leben übrig im Monat.“
Martina kommt seit dem Herbst zur Tafel. Vorher konnte sie sich den Einkauf mit ihrer Grundsicherung noch leisten. Doch seit dem Sommer steigen die Preise, auch im Supermarkt.
Martina
„Also, ich habe Artikel gesehen, die um einen Euro gestiegen sind. Die Butter geht dagegen eigentlich noch mit 1,69. Obwohl das auch, ja … Ich kauf nur ein, wenn sie 1,39 kostet.“
Im Dezember stieg der Preis für Butter im Vergleich zum Vorjahr um 16,9 Prozent. Auch Eier, Mehl und Sonnenblumenöl sind teurer geworden. Gründe sind vor allem coronabedingte Lieferengpässe und die höhere Mehrwertsteuer, nachdem diese die Bundesregierung vorletztes Jahr wegen der Corona -Pandemie zeitweise senkte.
In Ludwigshafen kommen inzwischen rund 2.000 Menschen zur Tafel – 900 davon sind Kinder. Leiter Jürgen Hundemer bemerkt, dass es seit dem Herbst immer mehr werden. Allein im Januar hat es schon 47 Neuanmeldungen gegeben.
Jürgen Hundemer, Vorsitzender Tafel Ludwigshafen
„Das Thema Preissteigerung ist natürlich in aller Munde. Es gibt natürlich Unterschiede in der Einkommenssituation. Menschen, die gut verdienen, stecken so eine Preissteigerung natürlich viel eher weg als ein Tafelkunde, der am Limit lebt. Und für den dann so eine Preissteigerung eine ganz ganz große Herausforderung ist.“
Ein Problem, das es nicht nur in Ludwigshafen gibt. Die Tafelvorsitzende Sabine Altmeyer-Baumann bestätigt den Trend im ganzen Land. Seit dem Sommer habe sich die Zahl der Kunden in Rheinland-Pfalz um 20 Prozent erhöht. Durch den steilen Anstieg der Strompreise rechnet sie sogar mit noch mehr Bedürftigen im Laufe des Jahres.
Sabine Altmeyer-Baumann, Vorsitzende Tafel Rheinland-Pfalz-Saarland
„In welchen Höhen wissen wir nicht. Aber die Neuanmeldungen werden alle schon jetzt auch zurückgemeldet. Und das liegt vorrangig daran, dass die Energiekosten jetzt einfach ausgeglichen werden müssen von den Haushalten, in dem sie im Lebensmittelbereich sparen und damit auf die Tafel zukommen.“
Die Politik müsse daher sofort Handeln und die Grundsicherung deutlich erhöhen. Sonst können sich dieses Jahr noch mehr Menschen keine Lebensmittel kaufen.
Wenn sich nichts ändert, kommt auch Martina das nächste Mal wieder zur Tafel. Auch wenn die Schlange dann noch länger ist.