Indische Pflegekräfte in Wiesbaden

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, holen viele Unternehmen Fachkräfte aus dem Ausland. Doch immer wieder gibt es Schwierigkeiten – bei der Anerkennung der Ausbildung, der Sprache oder dem Visum. Auch das St. Josefs-Hospital in Wiesbaden kämpft damit. Um zumindest einem Teil der Probleme auszuweichen, hat die Klinik nun ein besonderes Konzept entwickelt.

Jikku, Abel und Tincy sind auf Station unterwegs. Die jungen Inder leben seit drei Monaten in Deutschland und helfen schon fleißig mit. Sei es Blutdruck messen, Temperatur überprüfen oder Essen und Trinken vorbei bringen. Um sich am Klinikum einzufinden und Deutsch zu lernen, absolvieren sie hier ein Freiwilliges Soziales Jahr. Wenn alles gut geht sollen die FSJler im Oktober dann die Ausbildung zur Pflegefachkraft beginnen.
Jikku George, FSJler aus Indien
„Ich habe viele Informationen im Internet gelesen, dass die Ausbildung in Deutschland so nett ist. Und das Wichtige ist, dass wir auch eine neue Sprache und eine neue Kultur kennenlernen.“
Abel Joshua Jofi, FSJler aus Indien
„In Deutschland bekommen wir viele praktische Erfahrungen in der Ausbildung aber in Indien, das ist ein bisschen weniger.“
Die ersten Wochen in Deutschland waren schwierig für die Inder. Das erste Mal in einem neuen Land und weit weg von der Familie.
Tincy Mathew, FSJlerin aus Indien
„Als eine Pflegefachfrau hier zu machen, das ist nicht nur mein Traum, sondern auch meiner Eltern. Ich habe auch Lust oder auch die Möglichkeit, denn für meine Eltern komme ich her und deswegen kann ich alles überwinden. Meine Schwierigkeiten kann ich überwinden.“
Über einen indischen Pater aus Frankfurt kommt der Kontakt zu den insgesamt 15 jungen Indern zustande. Alle wollten nach ihrem Abitur nach Deutschland gehen. Bislang hat Rebecca Rosen nur fertig ausgebildete Pflegefachkräfte nach Deutschland geholt. Doch es fehlt im Klinikum auch an Bewerbern für die Ausbildung selbst.
Rebecca Rosen, Personalentwicklerin St. Josefs-Hospital Wiesbaden
„Wir hätten sie auch hierher holen können und direkt in die Ausbildung stecken können. Dann haben wir gedacht, das könnte auch nicht gelingen. Dann hätten wir 15 Leute, die in Deutschland sind, aber die Ausbildung nicht mehr weitermachen können. Und dann kamen wir auf die Idee, sie vorher hierher zu holen. Und dass sie ein Freiwilliges Soziales Jahr machen können.“

Doch der Weg dahin war schwierig. Die Anerkennung des Schulabschlusses sei sehr bürokratisch gewesen. Und auch das Visum habe länger gedauert. So konnten die Inder erst ein halbes Jahr später einreisen als geplant.

Rebecca Rosen, Personalentwicklerin St. Josefs-Hospital Wiesbaden
„Der ganze Prozess von Visumsantrag bis Visumserteilung ist sehr, sehr schwer zu greifen. Also die ganzen Prozesse sind sehr undurchsichtig, auch für uns als Arbeitsgeber. Weil solange die Leute noch im Ausland sind, ist immer die jeweilige Botschaft im Heimatland zuständig. Und das variiert von Land zu Land sehr, wie die Prozesse sind. Und manchmal hat man auch den Anschein, dass es bei Fachkraft A anders ist als bei Fachkraft B.“
Unter der Woche gehen die FSJler zwei Tage ins Klinikum und drei Tage in den Sprachkurs. Denn das ist die Grundvoraussetzung, dass die Ausbildung und Integration gelingt. Für die Zeit danach sind sie schon große Pläne.
Tincy Mathew, FSJlerin aus Indien
„Nachdem ich diese Ausbildung gemacht habe, werde ich eine gute Krankenschwester und ich werde im St. Josefs-Hospital arbeiten. Und ich denke, ich würde gerne Medizin studieren. Das ist mein großer Wunsch.“
Doch zunächst müssen sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr abschließen und im Oktober die Ausbildung beginnen. Jikku, Abel und Tincy sind aber frohen Mutes und hochmotiviert, auch das zu schaffen.