Impfaktionswoche geht zu Ende

#Hier wird geimpft: So das Motto der Impfaktionswoche, die in den letzten Tagen der schwächelnden Impfkampagne einen Schub geben sollte. Im Fußballverein, am Marktplatz, im Einkaufszentrum, schnell den Pieks abholen. Aber so neu sind die Impfbusse gar nicht und Kritiker sagen: Es ist mal wieder versäumt worden, zu informieren und zu fragen, warum sich so viele nicht impfen lassen wollen. Dieser Frage gehen wir nun nach und starten in der Nähe von Mainz:

Tag 5 der bundesweiten Impfaktionswoche: Mit mobilen Impfbussen wollen die Landesregierungen möglichst viele Unentschlossene für eine Impfung gewinnen. Günter Gersch nutzt heute die Gelegenheit, um sich in Ober-Olm seine zweite Impfdosis abzuholen. Lange hatte der Rentner gezögert.
Günter Gersch, Rentner: „Ich musste er einmal wissen, wie das funktioniert. Wie verträglich das ist und so. Man hört ja viel. Ich hatte Bedenken wegen der Langzeitnebenwirkungen.“
Günter Gersch ist nicht der Einzige, der Bedenken hatte. Aber es gibt noch viele andere Gründe, warum die Menschen bisher mit der Impfung gewartet haben.
Lothar Jung, Besucher im Impfbus in Mainz: „Ich war die ganze Zeit im Ausland und hatte erst jetzt die Möglichkeit, mich impfen zu lassen.“
Eva, Besucherin im Impfbus in Mainz: „Also ich habe mich impfen lassen, damit ich meinen Opa wiedersehen kann. Weil, für den ist es halt ein Risiko.“
Waldtraut Schlartan, Besucherin im Impfbus in Mainz: „Wir wollten eigentlich nur einkaufen gehen. Und da habe ich sie hier stehen sehen und da dachte ich, ich frage mal, wann die dritte Impfung losgeht. Und da hat es geheißen: Ja, Sie können geimpft werden.“
Bei der Impfquote zeigt sich: sie sinkt mit dem Alter. Bei den über 60 Jährigen sind etwa 84 Prozent doppelt geimpft. Bei den 18- bis 59-Jährigen sind es 68 Prozent. In der jüngsten Altersklasse, den 12- bis 17-Jährigen haben 28 Prozent einen doppelten Impfschutz. Ein Grund für den Unterschied in den Altersklassen könnte die zeitliche Verzögerung bei der Empfehlung der Impfstoffe sein. Die Ständige Impfkommission hat zum Beispiel den Impfschutz für Jugendliche erst Mitte August empfohlen. Professor Wolfgang Lutz glaubt, dass sich noch viele Ungeimpfte, die eine Impfung nicht grundsätzlich ablehnen, überzeugen lassen.
Prof. Wolfgang Lutz, Abteilungsleiter Klinische Psychologie und Psychotherapie Universität Trier: „Wenn ich das mal so sagen darf: die Bequemen und die Verunsicherten. Ich glaube, da ist durchaus noch einiges zu machen. Von daher ist glaube ich diese Impfwoche und überhaupt die Aktivitäten insgesamt um das Impfen sehr, sehr wichtig. Eine individuelle Ansprache würde auf jeden Fall noch mal eine ganze Reihe von Leuten dazu bringen, sich impfen zu lassen.“
Nach einer aktuellen Studie zur Impfbereitschaft sind 20 % der Ungeimpften impfbereit, 24 % zögerlich, 56 % lehnen eine Impfung allerdings strikt ab. Wolfgang Lutz hält es für sinnvoll auf diese dritte Gruppe Druck auszuüben, obwohl das auch riskant sei.
Prof. Wolfgang Lutz, Abteilungsleiter Klinische Psychologie und Psychotherapie Universität Trier: „Das führt auf der andere Seite dazu, dass vielleicht diese kleine Gruppe, die sagen wir mal sehr extreme Vorstellungen hat, sehr, sehr laut wird. Und das ist ja jetzt auch schon so. Da muss man einfach mit rechnen, dass das dann stärker wird.“
Der Psychologe setzt deshalb vor allem auf Überzeugungsarbeit. Wie viele Unentschlossene die bundesweite Aktion am Ende wirklich überzeugen konnte, das lässt sich abschließend erst am Sonntag sagen. Impfbusse wie dieser werden jedenfalls auch noch danach durch das Land touren.