Immer mehr gefälschte Impfausweise

Gestern ist Ermittlern in Hessen ein Schlag gegen den Handel mit gefälschten Impfpässen gelungen. Zwölf Verdächtige wurden festgenommen. Sie sollen unter anderem Corona-Impfnachweise und QR-Codes gefälscht und diese verkauft haben. Doch möglicherweise war das nur die Spitze des Eisbergs. Die Ermittler befürchten, dass das illegale Geschäft mit den Impfpässen in den nächsten Monaten weiter zunehmen könnte. Auch für die Apotheken im Land wird das zur Herausforderung, wie unser Beispiel aus Wiesbaden zeigt.

Original oder Fälschung? Martin Hofmann steht jedes Mal vor dieser Frage, wenn er ein neues Impfzertifikat in seiner Apotheke ausstellt. Fünfmal haben er und sein Team bislang einen gefälschten Impfnachweis erkannt.
Martin Hofmann, Geschäftsführer Aukamm-Apotheke Wiesbaden „Die Etiketten waren selbst gedruckt. Das konnten wir erkennen. Und der Stempel des Impfzentrums war nachgemacht. Insgesamt liegen natürlich schon verschärfte Anforderungen an uns vor. Also die Professionalität wird immer besser.“
Dadurch steigen die Anforderungen an Apotheker. Sie sind oft die einzige Kontrollstelle, bevor die Kunden ein digitales Zertifikat erhalten, mit dem sie offiziell als geimpft gelten. Seit Ungeimpften mehr Einschränkungen drohen, beobachtet die hessische Justiz eine steigende Anzahl an Fälschungen.
Robert Hartmann, Staatsanwaltschaft Darmstadt
„Aufgrund der aktuellen Lage besteht offenbar ein Interesse oder ein Markt, kann man sagen, für Personen, die sich nicht impfen lassen wollen, aber tatsächlich das vorweisen wollen, geimpft zu sein. Sodass wir allein aufgrund der vorhandenen Fallzahlen es einfach belegen können, dass immer mehr Straftaten in diesem Bereich begangen werden.“
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt vermutet hessenweit mittlerweile eine vierstellige Anzahl von gefälschten Pässen und hat deshalb eine eigene Sonderkommission gegründet. Bei der Razzia gegen Impfpassfälscher gestern sind den Ermittlern viele täuschend echte Fälschungen aufgefallen.
Robert Hartmann, Staatsanwaltschaft Darmstadt
„Die Dokumente, die wir da sichergestellt haben, deren Vertriebsweg wir noch nachvollziehen müssen, sind so echt, dass die tatsächlich nicht zu unterscheiden sind von tatsächlich wirklich ausgestellten Dokumenten.“
Ein weiteres Problem: Fälscher kommen wegen einer Gesetzeslücke oft straffrei davon. Denn strafbar ist bislang nur die Vorlage eines gefälschten Ausweises bei einer Behörde, nicht aber bei einer Apotheke. Dadurch hat auch Martin Hofmann nur begrenzten Handlungsspielraum, wenn er einer Fälschung auf die Schliche kommt.
Martin Hofmann, Geschäftsführer Aukamm-Apotheke Wiesbaden
„Wir machen eine Kopie und behalten uns eine Anzeige bei der Polizei vor, wobei wir natürlich auch immer die eigene Sicherheit im Blick behalten müssen, dass wir nicht Ziel von Vergeltungsmaßnahmen für diese Fälschungen sind.“
Der Bundestag beschließt heute unter anderem höhere Strafen für Impfpassfälscher. Wer einen gefälschten Nachweis in einer Apotheke vorlegt, dem drohen bis zu zwei Jahre Haft. Das Ziel: mehr Rechtssicherheit für Apotheker wie Martin Hofmann, wenn man ihnen künftig einen gefälschten Pass vorlegt.