Immer mehr fallen durch die Fahrprüfung

Der Trend scheint bedenklich: Immer mehr Fahrschüler rasseln durch die Prüfung. Doch woran liegt das? Sind die Fahranfänger von heute schlechter vorbereitet? Wir haben eine Fahrschülerin in Frankfurt begleitet.

Fahrstunde mit Schülerin Lea Fritzel. Rückwärts einparken, Schulterblick und zwischendurch das Kuppeln nicht vergessen. Viele Herausforderungen gleichzeitig, die auf die 17-Jährige zukommen. Es ist ihre letzte Fahrstunde vor der praktischen Prüfung. Etwas nervös ist Lea schon, denn: Sie ist bereits zweimal durchgefallen.
Lea Fritzel, Fahrschülerin
„Also beim ersten Mal war ich einfach viel zu nervös und zu hektisch und habe dementsprechend dann halt Fehler gemacht; dann wurde die Fahrprüfung vorzeitig beendet. Also auch absolut legitim. Beim zweiten Mal bin ich dann halt bis zum Ende gefahren und da meinte der Prüfer: Es hat für ihn heute nicht gereicht.“
Mit diesem Problem ist Lea nicht allein. Bundesweit fallen inzwischen weit über ein Drittel der Fahrschüler bei der praktischen Prüfung durch. Hessen und Rheinland-Pfalz stehen noch vergleichsweise gut da, doch auch hier hat die Durchfallquote in den vergangenen beiden Jahren zugenommen: Über ein Viertel rasselt mittlerweile durch. Ein Grund: Die Anforderungen im Straßenverkehr sind größer geworden. Nicht nur die Zahl der Autos ist rasant gestiegen, es sind auch mehr Fahrradfahrer und E-Roller sind hinzugekommen. Leas Fahrlehrer Dimitri Konstantinou sieht noch ein weiteres Problem und erinnert sich an seine Kindheit als Beifahrer.
Dimitri Konstantinou, Fahrlehrer
„Ich habe meinem Vater beim Autofahren zugeguckt. Ich habe den Verkehr beobachtet, ich habe zugeguckt, wie mein Vater lenkt. Wie er blinkt, wie er hoch und runterschaltet. Heutzutage ist es, glaube ich, so, wenn sich junge Leute ins Auto setzen, ihr Handy in der Hand haben und alles um sich herum ausblenden.“
Neben der Praxis sieht es bei der Theorie nicht besser aus, im Gegenteil: In Hessen haben zuletzt über 34 Prozent und in Rheinland-Pfalz mehr als 40 Prozent die theoretische Prüfung nicht bestanden. Denn in den vergangenen Jahren ist viel Lernstoff zum Thema Umwelt hinzugekommen, inzwischen gibt es rund 8.000 mögliche Prüfungsfragen.
Der Verkehrsclub ADAC sieht in den hohen Durchfallquoten aber kein Problem. Vielmehr bestätigten sie die Qualität der Prüfungen, was auch zu mehr Verkehrssicherheit führe.
Oliver Reidegeld, Sprecher ADAC Hessen-Thüringen
„Dass man das nicht mal eben nebenbei machen kann, sondern dass man sich auch Zeit dafür nehmen soll. Das ist im Prinzip dann auch das Argument: Die Fahrschüler müssen diese Prüfung – sowohl Theorie, als auch Praxis – ernst nehmen. Um wirklich zu bestehen und dann später auch am immer komplexer werdenden Straßenverkehr teilnehmen zu können.“
Lea Fritzel nimmt ihre dritte Prüfung sehr ernst – und besteht. Ihre Prüfungsbescheinigung darf sie an ihrem 18. Geburtstag endlich gegen ihren Führerschein eintauschen.