Im Interview: Dr. Barbara Mühlfeld

Es gibt viele offene Fragen zum Thema „Kinder-Impfung“. Deshalb spricht Eva Dieterle mit Dr. Barbara Mühlfeld, vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Hessen.

Eva Dieterle, Moderatorin: Guten Tag.
Dr. Barbara Mühlfeld, Berufsverband Kinder-und Jugendärzte Hessen: Guten Tag, Frau Dieterle.
Dieterle: Frau Dr. Mühlfeld, wie groß ist denn die Nachfrage nach Kinder-Impfungen tatsächlich. Haben Sie da einen Überblick?
Mühlfeld: Ja, es ist so, dass die Eltern sehr interessiert sind. Es gibt einen sehr hohen Beratungsbedarf, den gab es schon die ganzen letzten Wochen, auch nach der Frage, ob man den Erwachsenen-Impfstoff vielleicht sogar nutzen sollte. Und jetzt wo klar ist, dass der Kinder-Impfstoff kommt, ist auch die Nachfrage seitens der Eltern sehr hoch. Es gibt hohen Druck auch an uns, Termine zu vergeben.
Dieterle: Was sind die häufigsten Nachfragen und Ängste, mit denen Sie von Eltern konfrontiert werden? Da herrscht ja eine große Unsicherheit.
Mühlfeld: Nun, die Eltern müssen abwägen – und das müssen sie selbstständig tun wie bei vielen anderen gesundheitlichen Fragen auch. Sie haben letztendlich die Verantwortung – und das ist anders als bei einfacheren Ratschlägen, wo wir relativ eindeutig in eine oder die andere Richtung beraten können – hier jetzt eben die Aufforderung an die Eltern, selbst zu entscheiden. Die Eltern haben Angst vor der Erkrankung, selbst bei Kindern. Sie haben Angst teilweise aber auch vor den noch nicht bekannten Nebenwirkungen der Impfung, eventuell Langzeit-Nebenwirkungen. Aber vor allen Dingen treibt sie um, dass die Kinder eben doch sehr reduziert waren in ihrer Teilhabe am sozialen Leben in den letzten beiden Lockdowns. Und die Konsequenzen daraus haben die Eltern natürlich massiv zu spüren bekommen, unter anderem auch im psychischen Bereich, aber auch im beruflichen Bereich, wenn sie eben wegen des Lockdowns oder wegen Quarantäne-Maßnahmen immer wieder zu Hause bleiben mussten.
Dieterle: Was raten Sie Eltern? Empfehlen Sie eine Impfung für Kinder?
Mühlfeld: In allererster Linie raten wir mal, dass die Eltern sich selber impfen lassen, auch alle Angehörigen, vor allen Dingen auch die älteren Angehörigen, also Großelterngeneration geimpft wird. Und natürlich, dass alle Kinder, die eine schwere Grunderkrankung haben, geimpft werden. Die rufen wir zum Teil auch an und machen ihnen das Angebot, allen anderen und stellen wir es anheim. Sie müssen es selber entscheiden. Sie sollen kein schlechtes Gefühl dabei haben, wenn sie sagen: Wir möchten jetzt unser Kind impfen lassen aus den Gründen, die für die Impfung sprechen. Sie sollen auch durch die fehlende eindeutige Empfehlung der Ständigen Kommission sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, in dem Sinne, dass se nun ein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie die Kinder impfen lassen.
Dieterle: Sollte man übergewichtige Kinder impfen lassen? Ist das ein Risikofaktorß
Mühlfeld: Ja, schweres Übergewicht ist ganz sicher ein Risikofaktor auch für eine schwerere chronische Erkrankung, und deswegen raten wir bei schwerem Übergewicht – wir nennen das Adipositas oder auch krankhafte Fettsuchtm und leider sind auch Kinder davon betroffen bereits – denen raten wir auf jeden Fall, die Kinder impfen zu lassen.
Dieterle: In welchem Abstand sollte man seine Kinder impfen lassen?
Mühlfeld: Die erste Impfung erfolgt zum Zeitpunkt Null und die zweite dann drei bis sechs Wochen später.
Dieterle: Frau Dr. Mühlfeld, vielen Dank für Ihre Einschätzungen. Danke für das Interview.
Mühlfeld: Sehr gerne. Vielen Dank Ihnen.