Hotels im Ahrtal haben noch immer große Probleme

Erst die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und jetzt die Inflation. Die Tourismusbranche steckt seit über zwei Jahren in mehreren Krisen gleichzeitig. In Rheinland-Pfalz kam sogar die Flut im Ahrtal noch dazu, die Gaststätten und Hotels zerstörte. Aktuell macht der bald anstehende Jahrestag der Flut vielen Hoteliers zu schaffen, denn er bedeutet gleichzeitig das Ablaufen von Fristen.

Es wird fleißig gespachtelt im Hotel Rodderhof in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Insgesamt 30 Handwerker arbeiten fast jeden Tag, damit das Hotel in drei Wochen, zumindest zum Teil, wieder öffnen kann. 40 der 56 Zimmer sind schon startklar, das Restaurant und die Küche sollen bald folgen. Und zwar schnell. Da seine Versicherung ein Jahr nach der Flut nicht mehr zahlt, muss Direktor Daniel Hempen jetzt Geld verdienen.
Daniel Hempen, Direktor Hotel Rodderhof
„Wir sind sozusagen gezwungen, aufzumachen. Das heißt, wir arbeiten diesem Datum entgegen und sind da voller Vorfreunde auch im Namen der Mitarbeiter. Und es ist halt enormer Stress, der jetzt so in den nächsten oder schon seit zwei Wochen andauert oder auch die nächsten drei, vier Wochen noch andauern wird.“
Wenn er nicht öffnet, könnte er sein Personal nicht mehr bezahlen und die laufenden Kosten decken. Nun muss er Zimmer anbieten, obwohl das Hotel noch eine Großbaustelle ist. Mit dem Problem ist er nicht allein. 90% der Hotels im Ahrtal sind noch geschlossen. Bei fast allen zahlt die Versicherung nur ein Jahr nach der Flut, der Wiederaufbau dauert aber deutlich länger. Ahr-Tourismuschef Christian Lindner befürchtet, dass Hoteliers so in Not geraten könnten und fordert Überbrückungszuschüsse.
Christian Lindner, Vorsitzender Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler
„Vor allen Dingen muss das Land auch Druck auf den Bund machen, um da Lösungen zu finden, dass diese Notwendigkeit auch noch klarer gemacht wird. Hier ist noch lange nicht alles wieder gut und wir brauchen nach wie vor die Unterstützung vom Bund und natürlich auch vom Land.“
In einer Gesprächsrunde des ADAC fordert er die Landesregierung auf innovativen Tourismus zu fördern.
Petra Dick-Walther, FDP, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz
„Man möchte Verbesserungen in der Infrastruktur, man möchte Verbesserungen in der Energieversorgung, man möchte sich vielleicht auch ausstatten in der Digitalisierung oder auch mit neuen Energien. Und da schauen wir tatsächlich konkret, welche Förderprogramme haben wir da noch im Angebot und würden die ganz individuell auch zur Verfügung stellen.“
Doch nicht nur im Ahrtal ist der Tourismus in der Krise. Seit der Pandemie ist in Rheinland-Pfalz ein Viertel des Personals in andere Branchen abgewandert. Kurz vor den Sommerferien sucht man dringend Arbeitskräfte. Denn die Nachfrage nach Urlaub in Rheinland-Pfalz ist hoch.
Gereon Haumann, Präsident DEHOGA Rheinland-Pfalz
„Das schaffen wir nicht alleine, wir haben massiv die Rahmenbedingungen verbessert, sowohl Entgelt als auch Manteltarifvertrag mit Lohnsteigerung bis zu 70%, die seit dem ersten April schon umgesetzt sind. Aber die Sorge der Mitarbeiter vor einer erneuten Schließung im Winter hält viele davon ab, jetzt schon zu uns zu wechseln.“
Obwohl im Hotel Rodderhof noch gebaut wird, wollen hier bald wieder einige Touristen übernachten und haben bereits gebucht. Daniel Hempen hätte gerne noch gewartet, bis der Wiederaufbau weiter fortgeschritten ist. Doch er freut sich, endlich wieder Gastgeber zu sein. Aber er ist nur einer von wenigen im Ahrtal, die das jetzt schon können.