Hotel wird zur Flüchtlingsunterkunft

Fast neun Monate tobt in der Ukraine bereits der russische Angriffskrieg und seitdem flüchten Ukrainer nach Deutschland. Sie sind auf der Flucht vor Gewalt, vor Hunger und jetzt im Herbst auch vor der Kälte. 44.000 Flüchtlinge aus der Ukraine hat Rheinland-Pfalz bislang aufgenommen und viele Gemeinden sagen: Mehr geht nicht. Und so muss ständig neuer Wohnraum her – wie zum Beispiel in Bernkastel-Kues.

Ein paar herbstliche Sonnenstrahlen bescheinen heute das leerstehende Hotel Moselpark in Bernkastel-Kues. Wo vor ein paar Jahren noch Übernachtungsgäste im Vier-Sterne-Hotel den Blick auf den Kurpark genossen, wohnen ab heute 30 Geflüchtete aus der Ukraine. Das Hotel kann mit bis zu rund 350 Menschen belegt werden. Mit der angeschlossenen Tennishalle steigt die Kapazität auf rund 1.000 Bewohner.
Im Ort allerdings regt sich Widerstand, denn einige Bürger befürchten, dass Bernkastel-Kues eine so gewaltige Zahl von Geflüchteten nicht verkraften kann. Eine Petition, die eine Begrenzung auf 400 Menschen in dem alten Hotel fordert, ist bis heute mehr als 500 Mal unterschrieben worden.
Viele Anwohner befürchten, dass der Ort bei einer Maximalbelegung, die rund 1.000 Geflüchteten nicht integrieren könne. Außerdem sehen sie die Gefahr einer „größeren Beeinträchtigung des Kurbetriebs“, der nebenan von zwei Kliniken angeboten wird.
Frank Hoffmann, Unterstützt die Petition
„Wir glauben, es ist zu viel. Und darüber hinaus ist die Unterbringung in der Tennishalle auch unserer Ansicht nach menschenunwürdig. 600 Menschen in eine Halle gepfercht – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Mit Duschcontainer und Toilettencontainern auf dem Gelände. Ich glaube, das sollte man auch den Flüchtlingen nicht zumuten.“
Ein Argument, dass David Profit, Staatsekretär im Rheinland-Pfälzischen Integrationsministerium, nicht nachvollziehen kann. Es sei nicht absehbar, ob es überhaupt zu einer Belegung der Tennishalle kommen werde.
David Profit, B’90 / Grüne, Staatssekretär Integrationsministerium Rheinland-Pfalz
„Ich persönlich wünsche mir nicht, dass die Tennishalle belegt wird. Die Tennishalle ist noch mal eine Notunterkunft in der Einrichtung, die wir belegen, wenn es gar nicht anders geht. Grundsätzlich möchte ich aber sagen und auch allen Bürgerinnen und Bürgern, die Belegung von Hallen ist eigentlich ein Standard in der Fluchtaufnahme. Die Aufnahmeeinrichtungen im Land haben sehr viel Erfahrung damit, wie man das sozialverträglich macht.“
Dass in Bernkastel-Kues überhaupt Geflüchtete unterkommen müssen, hat einen einfachen Grund: Die Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in Hermeskeil kann wegen des hohen Zulaufs derzeit niemanden mehr aufnehmen. Deshalb nutzt das Land jetzt Immobilien, die es bereits zu Beginn des Kriegs in der Ukraine vorsorglich angemietet hat – wie das Hotel in Bernkastel-Kues. Wie viele Menschen hier tatsächlich untergebracht werden müssen, werden die kommenden Wochen zeigen.