Hohe Haftstrafe für Jugendtrainer wegen sexuellem Missbrauch

Diese Taten machen fassungslos! Ein ehemaliger Jugendtrainer aus dem Main-Taunus-Kreis muss sich seit einem halben Jahr wegen des Verdachts auf vielfachen sexuellen Missbrauch vor Gericht verantworten. Die vielen Anklagepunkte, die heute bei der Urteilsverkündung am Landgericht Frankfurt aufgeführt werden, machen sprachlos.

Schwere Vergewaltigung, sexueller Missbrauch und das Erstellen von kinderpornographischen Inhalten – unter anderem wegen dieser Taten verurteilt das Gericht Sven B. heute zu zwölf Jahren und neun Monaten Haft, mit anschließender Sicherungsverwahrung. Die Richter sehen es als erwiesen an, dass sich Sven B., ehemaliger Fussball-Jugendtrainer aus Hattersheim, im Zeitraum von 2014 bis Oktober 2021 an elf Kindern und Jugendlichen vergangen hat. Das Gericht geht von 69 Einzeltaten aus.
Juliane Wagner, Anwältin Nebenklage
„Ich bin sehr erleichtert über das Urteil, vor allem über die verhängte Sicherheitsverwahrung. Das ist vor allem für meinen Mandanten sehr wichtig zu wissen, dass der Angeklagte so schnell nicht aus dem Gefängnis rauskommen wird.“
Oliver Peschkes, Anwalt Nebenklage
„Das ist für die Betroffenen ganz, ganz wichtig. Das ganze Umfeld hat ja von dem Prozess mitbekommen. Also nicht nur die Betroffenen und betroffenen Familien. Die Kammer hat ausgeführt, wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, dass es noch weitere Fälle gegeben hat. Und das war für die … ist elementar wichtig, ja.“
Die elf Opfer: Jungen im Alter von zehn bis 17 Jahren. Vor Gericht auszusagen, so die Anwälte der Nebenklage, sei für die Betroffenen und ihre Angehörigen ein Albtraum gewesen. Und auch die Richter zeigen sich von diesem so umfangreichen Missbrauchsfall erschüttert.
Julian Beimel, Reporter
„Beim Verlesen der Urteilsbegründung gerät die Vorsitzenden Richterin mehrfach ins Stocken, muss immer wieder kurz durchschnaufen. Die Fassungslosigkeit ist auch ihr deutlich anzumerken. Der Verurteilte hingegen wirkt ruhig, verzieht kaum eine Miene. Im Urteil wird immer wieder das perfide Vorgehen des ehemaligen Jugendtrainers betont, der die Jugendlichen zunächst anonym bedrohte, um sich anschließend mit seiner wahren Identität als Retter zu inszenieren. Damit habe er das Grundvertrauen der Opfer massiv erschüttert, viele kämpften seit den schrecklichen Taten mit Selbstmordgedanken.“
Der 35-Jährige bedrohte seine Opfer mit Chat-Nachrichten und lockte die Jugendlichen anschließend in seine Wohnung. Dort verabreichte er ihnen Alkohol und mit Betäubungsmitteln versetzte Schokolade.
Barbara Sauer-Kopic, Rechtsanwältin Nebenklage
„Wir hatten einen Sachverständigen gehört, einen toxikologischen. Manche Jugendliche waren regelrecht komatös, die waren fast in Lebensgefahr. Vor allem noch in Verbindung mit den Betäubungsmitteln, die er dazu gegeben hat.“
Juliane Wagner, Anwältin Nebenklage
„Das schlimmste ist eigentlich für meinen Mandanten, dass er während der Taten so betäubt war. Er kann sich an nichts erinnern, er weiß gar nichts. Ihm wurde dadurch natürlich die Möglichkeit genommen, sich in irgendeiner Form gegen den Ageklagten zur Wehr zu setzen. Er hatte überhaupt keine Chance. Und er weiß vor allen Dingen auch nicht was genau passiert ist. Wir haben hier zwar neun Videos von meinem Mandanten, allerdings weiß man nicht, ob alles auf den Videos drauf ist und das ist sehr belastend für ihn.“
Seit 2003 war Sven B. im Jugendbereich als Fussballtrainer tätig. Einige Opfer haben bei ihm trainiert, andere lernte er in seinem sportlichen Umfeld kennen. Nach mehreren Stationen bei Vereinen im Main-Taunus-Kreis war er zuletzt Jugendtrainer beim SV Wehen Wiesbaden. Kinder und Jugendliche des Drittliga-Clubs sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber nicht betroffen.
Die Verteidiger von Sven B. wollen gegen das Urteil in Revision gehen. Die Geschädigten hingegen wollen nach sechs Monaten Hauptverhandlung vor allem eins: versuchen das Geschehene zu verarbeiten und zu einem möglichst normalen Leben zurückzukehren.