Hessische SPD wählt neuen Vorsitzenden

Mit 15,1 % hat die Hessen-SPD bei der letzten Landtagswahl im Oktober ihr historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren. Trotzdem regiert sie jetzt – als Junior-Partner mit der CDU. Auf ihrem Parteitag am Wochenende in Frankfurt haben die hessischen Sozialdemokraten jetzt aber Konsequenzen aus der Wahlschlappe gezogen und ihre Parteispitze neu aufgestellt. Große Hoffnungen ruhen auf dem neuen Landesvorsitzenden.

Er soll es richten, die SPD zu alter Stärke zurückführen: Sören Bartol, 49 Jahre alt, aus Marburg-Biedenkopf.
Seit 2002 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages, seit 2021 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium. Die Geschicke der Hessen-SPD von Berlin aus lenken, wird das klappen?
Sören Bartol (SPD), Landesvorsitzender Hessen
„Ich bin aus Marburg. Ich bin nicht aus Berlin. Mein Wahlkreis ist Marburg, ich hab den Wahlkreis sechs Mal direkt gewonnen. Ich lebe dort, ich wohne mitten in der Stadt, ich bin dort immer unterwegs. Und natürlich bin ich auch in Berlin, weil ich bin Bundestagsabgeordneter, ich bin parlamentarischer Staatssekretär. Aber natürlich geht das, auch Nancy Faeser konnte das.“
Nancy Faeser wollte hessische Ministerpräsidentin werden. Trotz Wahlkampf hatte sie an ihrem Amt als Bundesinnenministerin festgehalten, auf das sie sich jetzt voll und ganz konzentrieren will.
Nancy Faeser (SPD), ehemalige Landesvorsitzende Hessen
„Ich war 18 Jahre im Landtag, habe elf Jahre im Landesvorstand an entscheidender Stelle, erst als Generalsekretärin, dann als Landesvorsitzende gearbeitet. Es wird dann auch Zeit für neue Impulse, für neue Ideen. Und ich finde, man muss immer erkennen, wann der Zeitpunkt ist.“
Sören Bartol ist ohne Gegenkandidaten zum Landesvorsitzenden gewählt worden.
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori, dem zuvor ebenfalls Ambitionen auf den Chefsessel der Hessen-SPD nachgesagt wurden, will sich auf sein Ministerium und sein Amt als stellvertretender Ministerpräsident fokussieren.
267 von 317 Delegierten stimmten am Samstag für Bartol. Das ist eine Zustimmung von 84,2 Prozent.
Manfred Höfken (SPD), Unterbezirk Frankfurt
„Ich bin – vielleicht, weil ich ja auch zu alten, weißen Männern gehöre – sehr mit ihm einverstanden, weil er den nötigen Background hat.“
Jette-Marie Reuß (SPD), Unterbezirk Werra-Meissner-Kreis
„Ich glaube, er hat sehr viel zu tun und ich bin der Überzeugung, dass die SPD das nicht alleine durch einen Vorsitzenden schafft. Ich glaube, das schaffen wir nur gemeinsam.“
Jochen Hammerschick (SPD), Unterbezirk Fulda
„Ich bin Sozialdemokrat wegen den Inhalten und Personen gibt man immer erst mal eine Chance. Fragen Sie mich einfach in einem halben Jahr nochmal, dann gebe ich auch eine Bewertung ab.“
David Wade (SPD), Unterbezirk Hochtaunus
„Wir müssen, glaube ich, in Zukunft gut als Team zusammenarbeiten. Sören Bartol ist dafür der richtige Mann. Er hat bewiesen, dass er im Team arbeiten kann. Und vor allem auch in Marburg, dass er Wahlen gewinnen kann.“
Um künftig Wahlen zu gewinnen, müsse die SPD wieder deutlicher machen, für welche Politik sie steht, sagt Bartol. Zudem dürfe es keine internen Machtkämpfe geben.
Sören Bartol (SPD), Landesvorsitzender Hessen
„Für die kommenden Jahre ist zentral, dass Regierung, Fraktion und Partei eine Einheit sind. Wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen. Unser Markenkern ist das Wir.“
Zustimmung, aber kein frenetischer Applaus.
Der erste Parteitag in Regierungsverantwortung nach 25 Jahren. Doch Feierstimmung will hier nicht so richtig aufkommen. Die historische Wahlschlappe aus dem letzten Oktober – sie scheint noch nachzuwirken.