Hessen will Corona-Isolierung aufheben

Lange wurde darüber diskutiert, jetzt ist es beschlossene Sache. Hessen lockert die Quarantäneregeln deutlich, die Isolationspflicht soll aufgehoben werden. Denn im Umgang mit der Pandemie sei jetzt eine neue Phase nötig.

Bis jetzt galt die Regel: Wer sich mit Corona infiziert hat, der muss mindestens fünf Tage lang zu Hause bleiben. Diese Isolationspflicht soll jetzt in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein wegfallen. Für den hessischen Gesundheitsminister Kai Klose ist diese Maßnahme vertretbar, solange das derzeit vorherrschende Omikron-Virus nicht durch eine gefährlichere Variante abgelöst werde. Denn viele Menschen seien mittlerweile geimpft oder hätten eine Infektion durch gemacht.
Kai Klose, Bündnis 90 / Die Grünen, Gesundheitsminister Hessen
„Wir haben jetzt seit mehreren Monaten ein relatives stabiles Geschehen mit der Omikron-Variante, die zwar erst zu mehr Infektionen geführt hat – die sind ja auch wieder am Abflauen –, aber eben nicht zu schweren Krankheitsverläufen. Das heißt, eine Überlastung des Gesundheistwesen droht nicht. Und das ist die Begründung, wie wir eine solche Einschränkung von Freiheitsrechten wie die Isolationspflicht begründen konnten.“
Die Details müssen jetzt noch ausgearbeitet werden. Möglich ist, dass Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, ihr Haus nur noch mit FFP2-Maske verlassen sollen und zum Beispiel Kitas oder Pflegeheime gar nicht betreten dürfen.
Im Nachbarland Rheinland-Pfalz hatte der dortige Gesundheitsminister Clemens Hoch bereits im Oktober die Isolationspflicht als nicht mehr zeitgemäß bezeichnet – aus dem Ministerium heißt es heute:
„Rheinland-Pfalz begrüßt weiterhin, dass hierüber erneut diskutiert werden soll, befürwortet in dieser Frage aber ein möglichst einheitliches Vorgehen.“
Keine Isolationspflicht mehr – wie kommt das bei den Menschen an? Wir haben uns am Nachmittag in der Wiesbadener Innenstadt umgehört.
Kevin Küchler, Auszubildender
„Da sollte man generell vielleicht einfach ein bisschen sensibilisieren, dass man auch nicht mit einer Grippe arbeiten geht. Man selten einfach generell zuhause bleiben, wenn man krank ist.“
Beate Moritz, Angestellte
„Ja, man sollte schon noch vorsichtig sein. Da ist einfach auch die Eigenverantwortung gefragt.“
Alexandra Beyer, Flüchtlingskoordinatorin
„Ich hatte es einmal und es war nicht schön, muss ich ganz ehrlich sagen. Von daher wäre ich dafür, dass weiterhin die Leute, die infiziert sind, auch zuhause bleiben.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kritisiert den Vorstoß der vier Bundesländer und warnt vor einer schweren Winterwelle und vor möglichen Long-Covid-Fällen.
Karl Lauterbach, SPD, Bundesgesundheitsminister
„Der Arbeitsplatz muss sicher bleiben, jeder der am Arbeitsplatz ist, muss sich darauf verlassen können, dass die Kollegen nicht mit Covid infiziert sind. Wir müssen auch verhindern, dass Menschen zur Arbeit gedrängt werden, obwohl sie mit Covid infiziert sind. Alle diese Dinge wären nicht umgesetzt, wenn es hier tatsächlich zu dieser Regelung käme. Die Länder können das machen, es wäre aber ein Fehler. Der Bund ist ganz klar der Meinung, dass es zum jetzigen Zeitpunkt vor der schweren Winterwelle bei der Isolationspflicht bleiben muss.“
Gesundheitsminister Klose verweist auf Erfahrungen aus Österreich und anderen Nachbarländern, in denen es seit dem Sommer keine Isolationspflicht mehr gibt. Aus diesen Ländern seien keine negative Ergebnisse bekannt.
Ein neuer Umgang mit Corona, eine neue Phase der Pandemie. Klose rechnet damit, dass die neue Isolations-Verordnung in Hessen schon in den nächsten zwei Wochen in Kraft treten könnte.