Herausforderungen für die Luftverkehrsbranche

Krisenzeiten auch für die Luftfahrtbranche. Die vergangenen drei Jahre waren, gelinde gesagt, schwierig. Vor allem zu Beginn der Corona-Krise ging monatelang fast gar nichts mehr. Dazu immer wieder Streiks – und jetzt kommt auch noch die Energiekrise mit stark steigenden Kerosin-Preisen dazu. Seit diesem Frühjahr ist die Zahl der Flugpassagiere aber wieder sprunghaft gestiegen. Es geht also aufwärts. Und doch blickt die Branche nicht ohne Sorgen in die Zukunft.

Sommer 2022: Die Krise der Luftfahrtbranche scheint überwunden. Am Frankfurter Flughafen ist in der Hauptreisezeit wieder so viel los, als hätte es Corona nie gegeben. Und doch läuft nicht alles rund: Weil die Passagierzahlen schneller wieder nach oben schießen als von den Airlines erwartet, kommt es zu teils langen Wartezeiten. Denn es fehlt an Personal – beim Check-Inn, beim Bordpersonal und vor allem an den Sicherheitskontrollen. Bis heute sind nicht nur bei Airlines wie Lufthansa oder Condor, sondern auch beim Flughafenbetreiber Fraport Tausende Stellen unbesetzt. Die Folge: Jedes dritte Flugzeug hebt inzwischen verspätet ab, jeder 50. Flug fällt ganz aus. Ab dem 1. Januar 2023 könnte sich die Lage nach Ansicht von Fraport aber entspannen, denn ab dann liegt die Verantwortung für die Sicherheitskontrollen nicht mehr bei der Bundespolizei, sondern beim Flughafenbetreiber selbst.
Pierre Dominique Prümm, Vorstand Aviation und Infrastruktur Fraport
„Wir werden dort sehr schnell in neue Kontrolltechnik investieren. Und zwar sind das Geräte, die mit Computertomografie dann das Handgepäck röntgen. Und das heißt ganz konkret: Der Passagier muss nichts mehr auspacken. Keine Elektronik, keine Flüssigkeiten.“
Auf Einladung der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände haben sich heute Fluggesellschaften, Flughafenbetreiber und Politiker zum „Verkehrsforum Luftverkehrsstandort“ am Frankfurter Flughafen getroffen, um über Chancen und Herausforderungen der Branche zu diskutieren.
Heiko Kasseckert, CDU, Landtagsabgeordneter Hessen
„Die Menschen wollen reisen. Und das bedeutet eben auch für unseren Wirtschaftsstandort Hessen, Frankfurt, die Metropolregion, dass der Flughafen der Herzmuskel unserer hessischen Wirtschaft ist. Und das wollen wir erhalten, das wollen wir weiter ausbauen.“
Für die SPD lautet die Devise: Fördern, aber auch fordern.
Marius Weiß, SPD, Landtagsabgeordneter Hessen
„Wir brauchen hier keine Billigjobs. Sondern wir brauchen Jobs, von denen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tatsächlich auch im teuren Rhein-Main-Gebiet die Wohnung leisten können und ein ordentliches Leben leisten können. Das ist wichtig. Und das möchten wir gerne unterstützen als Politik. Das fordern wir aber auch von der Branche.“
Gleichzeitig droht neues Ungemach: Weil die Europäische Union mit ihrem Klimaschutzprogramm „Fit for 55“ die Fluggesellschaften ihrer Mitgliedsländer zu immer mehr Beimischung nachhaltig erzeugter, aber teurerer Kraftstoffe verpflichten will, sehen die ihre Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb gefährdet.
Pierre Dominique Prümm, Vorstand Aviation und Infrastruktur Fraport
„Wenn ein Umsteigeflug von Europa nach Asien beispielsweise teurer wird aufgrund der Maßnahmen als ein Umsteigeflug, wo der Passagier dann in Asien oder in London außerhalb der EU umsteigt, dann hätte das zur Folge, dass wir mit deutlichen Rückgängen bei unseren Umsteigezahlen zu kämpfen hätten. Und das finden wir am Ende nicht fair.“
Ein Problem, das auch der hessischen Landespolitik bewusst ist. Man wolle sich dafür einsetzen, dass die Europäische Union ihre Pläne noch einmal überarbeitet. Damit der Standort Frankfurt für den Flugverkehr und die ganze Region auch in Zukunft eine herausragende Rolle spielt.