Helfer bringen Kriegsflüchtlinge nach Darmstadt

Der Krieg in der Ukraine ist schon lange nicht mehr nur ein russischer Angriff auf strategisch wichtige Ziele wie Militärstützpunkte und Infrastruktur. Immer häufiger und massiver werden auch Wohnhäuser bombardiert. Hunderttausende Menschen fliehen aus ihrer Heimat, viele kommen nach Deutschland.  Die rheinland-pfälzische Integrations-Ministerin Katharina Binz hat sich deshalb heute in der Erstaufnahmeeinrichtung in Kusel darüber informiert, wie schnell zusätzliche Notunterkünfte für die Kriegsflüchtlinge geschaffen werden können. Bei der Unterbringung der Ukrainer sind Bund, Länder und Gemeinden aber auch auf die Unterstützung von Privatpersonen angewiesen. Das hat sich auch gestern Abend gezeigt, als zehn Flüchtlinge im südhessischen Darmstadt ankamen.

Nach sechzehn Stunden Fahrt endlich in Sicherheit. Die Erleichterung ist diesen Menschen aus der Ukraine anzumerken. Und trotzdem liegt eine Ungewissheit in der Luft, als sie im Darmstädter Kongresszentrum von ihren Gastfamilien empfangen werden. Für alle zehn war es eine spontane Entscheidung ihre Heimat zu verlassen und in den Bus nach Deutschland zu steigen.
Katia Vodiana, Geflüchtete aus der Ukraine
„Ich habe mich entschieden zu flüchten, als ich verstanden habe, dass Atomwaffen bereit gemacht werden.“
Katia Vodiana ist vor drei Tagen mit ihrer siebenjährigen Tochter in Kiew losgefahren, mit dem Zug nach Ushgorod, nahe der ukrainisch-slowakischen Grenze. Zu Fuß ging es dann rüber in die Slowakei. Dort sind sie zufällig auf Peter Ehry vom Verein „Partnerschaft Deutschland-Ukraine/Moldova“ gestoßen.
Drei Tage lang war er unterwegs, um Hilfsgüter aller Art an die ukrainische Grenze zu bringen. Mit einem Bus voller Decken, Schlafsäcke und medizinischer Ausstattung. Auf den Rückweg nach Deutschland, so war der Plan, wollte er flüchtende Ukrainer mitnehmen.
Peter Ehry, Organisator
„Wir haben dagestanden mit dem Schild und haben jeden gefragt: Wollt ihr unsere Hilfe, wollt ihr mit uns nach Darmstadt fahren? Und haben uns in fast allen Fällen einen Korb eingeholt. Und nach vier Stunden hatten wir glücklicherweise zehn Leute, die dankbar waren, dass wir sie mitgenommen haben. Wir hatten Platz für 45.“
Gerne hätte er mehr Menschen geholfen. Viele aber wollen in der Grenzregion bleiben, mit der Hoffnung, bald in ihre Heimat zurückkehren zu können, berichtet Ehry. In die Ukraine zurückkehren, das möchte auch dieses ukrainisch-indische Paar. Und trotzdem sind sie froh, erstmal hier zu sein.
Larisa Khromkhlova & Ashish Chauhan, Geflüchtete aus der Ukraine
„Wir haben einen langen Weg hinter uns mit vielen Problemen. Wir wussten nicht, wo wir hin sollen. Sie haben uns sehr geholfen. Das Land zu verlassen, wo man lange gelebt hat, ist sehr schwierig, aber ich hoffe, dass bald alles vorbei ist und wir zurück in unser Land können.“
Katia Vodiana hat sich dafür entschieden, erst mal nach Deutschland zu gehen, weit weg vom Krieg. Ihren Mann musste sie in der Ukraine zurücklassen.
Katia Vodiana, Geflüchtete aus der Ukraine
„Ich habe gemischte Gefühle. Einerseits geht es mir gut, weil ich in Sicherheit bin, meine Tochter in Sicherheit ist und wieder lachen kann. Auf der anderen Seite: Das, was bei uns passiert ist, ist nicht Krieg, es ist Genozid. Und ich mache mir Gedanken über alles in meiner Heimat, vor allem über die Menschen, die ich zurücklassen musste.“
In den kommenden Tagen geht es für sie und ihre Tochter weiter Richtung Norddeutschland, wo sie bei Verwandten ihres Mannes wohnen können. Die anderen kommen vorerst bei Gastfamilien in Darmstadt unter.