Unbekannte stellen in Scheuerfeld Hakenkreuz auf

Es ist ein Schock im kleinen Dorf Scheuerfeld im rheinland-pfälzischen Kreis Altenkirchen: Diese Woche stellen Unbekannte über Nacht ein zwei Meter hohes Hakenkreuz auf. Provisorisch zusammengebastelt aus einem Wasserrohr, Fußleisten und einer Lichterkette. Eine Anwohnerin bemerkt das Hakenkreuz am Morgen, die Polizei entfernt das nationalsozialistische Symbol. Die Aufregung im Dorf ist groß.

Hier stand das Hakenkreuz. Mittlerweile ist es weg – der Schock aber bleibt für 2.200 Menschen hier im rheinland-pfälzischen Scheuerfeld. So auch für Ortsbürgermeister Harald Dohm. Er ist in Scheuerfeld geboren und aufgewachsen – kennt fast jeden im Dorf.
Harald Dohm (CDU), Bürgermeister Scheuerfeld
„Ja, der Schmerz sitzt tief, tatsächlich. Du bist am Grübeln, du schläfst nachts nicht, du denkst nach – Wie geht es weiter? Warum ist das so? Bin ich vielleicht das nächste Opfer? Komme ich vielleicht irgendwann aus dem Büro raus und mich kreuzt ein Baseballschläger? Also ich bin da schon ein bisschen in Angst und in Sorge.“
Es ist nicht der erste rechtsextremistische Vorfall in Scheuerfeld. Erst im vergangenen November wurden über mehrere Wochen hinweg Hakenkreuz-Schmierereien entdeckt. Die Täter konnten nicht gefasst werden. Immer wieder sind solche Fälle Thema im Dorf. Das merkt auch Bäckerin Jutta Becker.
Jutta Becker, Bäckerin in Scheuerfeld
„Jeder Kunde kommt rein und sagt: ‚Bboah, hast du das gehört?‘ Jeder spricht das natürlich an. Anfangs haben manche Leute sogar darüber gelacht, weil man das halt nicht packen kann und man sich ein bisschen darüber lustig macht aber irgendwann denkt man: Wie kommen die Menschen auf die Idee sowas zu tun?“
Der Ort sieht sich jetzt mit dem Ruf eines braunen Dorfes konfrontiert. Der Ortsbeirat positioniert sich dagegen: Woher die Motivation der Täter kommen könnte, könne man sich nicht erklären.
Harald Dohm (CDU), Bürgermeister Scheuerfeld
„Du machst dir schon Gedanken, was können wir tun? Was haben wir vielleicht falsch gemacht? Du musst dich ja reflektieren, aber wir werden sicherlich in der nächsten Zeit, in der nächsten Ratssitzung nächste Woche darüber sprechen, ob wir in Scheuerfeld nicht eine Veranstaltung machen: Scheuerfeld gegen rechts. Wir werden aber die Sinne der Menschen, die hier sind, auch immer wieder schärfen müssen. Es ist ja nicht damit getan, dass wir uns hier ein, zwei Mal treffen und Transparente hochheben.“
Zu den Tätern gibt es noch keine Hinweise – die Polizei ermittelt.
Jürgen Fachinger, Polizeipräsidium Koblenz
„Das sind Straftatbestände, die hier erfüllt werden. Zum einen haben wir natürlich die Sachbeschädigung bei Farbschmierereien und hier in dem Fall, wenn es um Hakenkreuze geht, geht es um Paragraph 86a Strafgesetzbuch, das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und da sind durchaus auch empfindliche Strafen bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe und Geldstrafen möglich.“
Harald Dohm hofft, dass die Täter in seinem Dorf gefasst werden. So lange bleibt in Scheuerfeld die Ungewissheit vor möglichen neuen rechtsextremen Straftaten.