Häuser ohne Straße – Straßen-Chaos in Rimbach

Das hatten sich die Anwohner der Lessingstraße in der hessischen Gemeinde Rimbach im Odenwald ganz anders vorgestellt: Ein schönes schmuckes Haus im Neubaugebiet – vor allem viele junge Familien haben sich diesen Traum verwirklicht. Doch direkt hinter der Haustür lauert der Alptraum: Es fehlt – die Straße! Ja, die hätte längst gebaut werden sollen, stattdessen ist dort nur eine Matsch- und Schotterpiste. Jetzt gehen die Anwohner auf die Straße. Auf die Straße, die gar nicht da ist.

Seit gut zwei Jahren stehen hier Häuser. Doch die dazugehörige Straße, sie lässt immer noch auf sich warten. Stattdessen: Schlaglöcher, Dreck und Pfützen wohin man schaut.
Anwohner
„Das ist ein Unding, was hier abläuft!“
„Also, wir sind’s jetzt langsam leid, es ist kein Zustand!“
„Das nervt einfach alles – jedes Mal wenn man das sieht.“
„Es ist einfach unbefriedigend. Das geht jetzt über zwei Jahre schon so.“
Und dabei ist die Straße längst bezahlt! Insgesamt eine Viertelmillion Euro haben die rund 40 Parteien an den beauftragten Bauunternehmer schon beim Grundstückskauf mit überwiesen. Doch die Bagger rollten einfach nicht an.
Martin Huber, Anwohner
„Er hat das Geld bekommen und hält sich nicht dran. Und momentan ist er wohl richtig untergetaucht, wir erreichen ihn einfach nicht, also auch die Gemeinde Rimbach nicht. Wir wissen einfach nicht mehr weiter.“
Stefanie Kühnel, Anwohnerin
„Wir wurden im Schnitt so vierteljährlich vertröstet. Mittlerweile befinden wir uns im Jahr 2022 und wir leben immer noch im Dreck.“
Die Geschäftsräume der beauftragten Erschließungsgesellschaft im benachbarten Heppenheim sind verwaist, die Fenster von innen zugeklebt. Ein einsamer Briefkasten ohne Namensschild nährt kaum die Hoffnung, dass hier noch was zu holen ist. Jetzt springt die Gemeinde Rimbach ein, sorgt für die Fertigstellung der Straße. Die Kosten will man sich dann von dem Bauunternehmer irgendwie zurückholen. Gelingt das nicht, müssten die Anwohner nochmal ins Portemonnaie greifen.
Holger Schmitt, unabhängig, Bürgermeister Rimbach
„Dann müssten die Anwohner wahrscheinlich ein zweites Mal die entsprechenden Anliegergebühren noch einmal bezahlen. Das heißt, sie haben ja die komplette Erschließung bezahlt, Kanal, Wasser – liegt ja alles schon da. Es geht um den Endausbau und ich schätze mal, zwischen drei- und fünftausend Euro müssten die Anlieger dann noch einmal bezahlen.“
Eine Straße, die es noch gar nicht gibt, gleich doppelt bezahlt. Nicht nur Familie Kühnel hofft nun, dass der Schrecken bald ein Ende hat und sie den Hauseingang samt kleinem Vorgarten endlich in Angriff nehmen kann. Das Geld ist erst mal weg – die Sorge, nochmal bezahlen zu müssen, und der Frust bleiben.
Stefanie Kühnel, Anwohnerin
„Wenn man sich vorstellt: Wir sind alles junge Familien oder wir haben auch Senioren dabei, die ihr Eigenheim verkauft und gesagt haben, wir möchten hier seniorengerecht bauen oder eine seniorengerechte Wohnung kaufen – bei uns sitzt der Geldbeutel nicht mehr locker. Wo soll’s herkommen?“
Spätestens im Herbst soll es hier in Sachen Endausbau dann vorangehen – und endlich eine Straße entstehen, die die Bezeichnung „Straße“ auch verdient.