Grundschullehrer in Hessen bekommen mehr Geld

Wer als Lehrer in Hessen arbeitet, der fand bislang zu Beginn seiner Laufbahn gewissermaßen ein Zwei-Klassen-Modell vor. Denn an weiterführenden Schulen wurden Lehrkräfte meist in Tarifstufe A13 eingruppiert, in Grundschulen hingegen A12. Das macht brutto immerhin rund 600 Euro Unterschied – und das jeden Monat. In einigen Bundesländern wurden die Stufen angeglichen, jetzt zieht auch Hessen schrittweise nach.

Grundschullehrer in Hessen dürfen sich freuen, denn sie verdienen schon ab Sommer deutlich mehr. Bislang erhielten Lehrende an Grundschulen zum Berufsstart ihren Lohn nach Tarifstufe A12. Das sind je nach Berufserfahrung circa 3.600 Euro brutto. Künftig erhalten sie A13, etwa 4.200 Euro brutto. Das verkünden Ministerpräsident Rhein und Kultusminister Lorz heute in der Staatskanzlei.
Alexander Lorz, CDU, Kultusminister Hessen
„Wir wollen Spitzenkonditionen offerieren, wir wollen attraktiv sein für alle, die im Bildungsbereich aktiv sind. Und natürlich wollen wir auch Wettbewerbsnachteile vermeiden, also wettbewerbsfähig bleiben. Und deshalb ist es, glaube ich, der richtige Moment, um eben auch diese Anhebung der Besoldung auf A12 zu A13 zu vollziehen.“
Rund 15.000 Grundschullehrer gibt es in Hessen, neue werden händeringend gesucht. Für die höhere Besoldung gibt das Land bis 2028 schrittweise bis zu 110 Millionen Euro pro Jahr aus.
Boris Rhein, CDU, Ministerpräsident Hessen
„Das ist natürlich eine große Summe an Geld. Aber da wir die Schuldenbremse nicht reißen wollen und da wir natürlich auch einen soliden Haushalt und einen seriösen Haushalt vorlegen möchten, ist es eben notwendig, das im Rahmen eines solchen Schrittemodells zu machen. Das ist aber auch genauso, wie andere Länder es machen.“
Hessens Nachbarland Nordrhein-Westfalen bezahlt seine Grundschullehrer schon nach A13 und auch Niedersachsen und Bayern hatten zuletzt höhere Einstiegslöhne angekündigt. Mit der Anhebung erfüllt die Landesregierung sowohl ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag als auch eine Forderung der Lehrer-Gewerkschaft GEW.
Thilo Hartmann, Vorsitzender GEW Hessen
„Aufgrund des großen Lehrkräftemangels glaube ich, dass die Regierung keinen anderen Weg mehr gefunden als diesen Schritt jetzt zu gehen. Wir halten ihn für richtig. Es ist eine Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen in der Grundschule. Und wir sehen es als ersten Schritt dahingehend, die Bildungsqualität in Hessen weiter hochhalten zu können.“
In Rheinland-Pfalz werden Lehrer weiterhin in A12 eingruppiert, der GEW-Landesverband fordert auch dort eine Anpassung auf A13. Befristet beschäftigte Lehrer in Hessen sollen künftig auch in den Sommerferien Lohn erhalten, wenn sie mindestens 30 Wochen im Jahr beschäftigt waren. Bisher lag die Grenze bei 35. Rund 1.500 Lehrer profitieren laut Kultusministerium davon. Aus Sicht der SPD kommen die heute angekündigten Maßnahmen viel zu spät und seien Wahlkampf-Manöver.
Christoph Degen, SPD, Abgeordneter Landtag Hessen
„Es reicht aber nicht aus. Wir müssen genauso über Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten reden. Es gibt viele Überlastungsanzeigen. Und auch die Wochenarbeitszeit der Grundschullehrkräfte ist so hoch wie bei keinem anderen Lehrer in Hessen.“
Die FDP fordert, die vollständige Umstellung auf A13 müsse schneller erfolgen als 2028. Die AfD ist gegen die Lohnerhöhung, weil Grundschullehrer kürzer studierten und weniger Zeit für die Unterrichtsvor- und -nachbereitung bräuchten. Erstmals erhalten hessische Grundschullehrer ab August mehr Geld.