„Grünes Band“ in Osthessen feierlich eröffnet

Wo zu DDR-Zeiten die Grenze zwischen Hessen und Thüringen verlief, erstreckt sich nun das „Grüne Band“ entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Ein Korridor weitgehend unberührter Natur. Während der thüringische Teil schon länger unter besonderem Schutz steht, hat die Bundesumweltministerin heute den Teil auf hessischer Seite offiziell zum Nationalen Naturmonument erklärt.

Mehr als 200 Vogelarten leben hier, dazu viele bedrohte Tierarten und seltene Pflanzen. Das Grüne Band in Hessens Osten ist ein wahres Naturidyll – ein Ort des Lebens. Ein genauerer Blick aber verrät: Das war nicht immer so. Bis vor wenigen Jahrzehnten galt dieses Gebiet als Todesstreifen – für diejenigen, die aus der DDR in den Westen flüchten wollten.
Steffi Lemke (Bündnis ’90 / Die Grünen), Bundesumweltministerin
„Ich glaube, dass wir das Grüne Band als die ehemalige innerdeutsche Grenze und als den ehemaligen Eisernen Vorhang, wenn wir auf ganz Europa schauen, als Ort des Erinnerns und als Ort des Gedenkens an die Verbrechen, die hier an diesem innerdeutschen Grenzstreifen begangen worden sind, wachhalten müssen.“
Während der deutschen Teilung lag das Land jahrzehntelang brach. Das führte dazu, dass sich hier eine einzigartige Naturlandschaft ungestört entwickeln konnte. Mit der Erklärung zum Nationalen Naturmonument wollen die Bundesumweltministerin und ihre hessische Amtskollegin das Gebiet auf besondere Weise schützen – als lebendes Mahnmal für Demokratie, Freiheit und Frieden. Das Schutzgebiet erstreckt sich allein auf hessischer Seite über mehr als 8.000 Hektar, auf einer Länge von rund 260 Kilometern. Ein riesiges Projekt, das den privaten Waldbesitzern so gar nicht schmeckt. Sie befürworten den Naturschutz und die Erinnerungskultur, beschweren sich aber über die Art der Umsetzung.
Carl Anton Prinz zu Waldeck, Präsident Hessischer Waldbesitzerverband
„Wir hätten uns da einfach einen modernen Ansatz vom Naturschutz gewünscht, dass auf die Eigentümer zugegangen wird, dass man das kooperativ zusammen macht, dass man schaut, was auf den Flächen ist, dass man Gutachten macht, Maßnahmen festlegt und die dann vertraglich mit den Eigentümern vor Ort vereinbart und so umsetzt. Und stattdessen haben wir halt einen riesen Verbotsparagrafen bekommen, Einschränkungen an allen Ecken und Kanten.“
Die hessische Umweltministerin versucht zu beschwichtigen. Nur etwa ein Drittel des Biotops unterliege den strengen Naturschutzmaßnahmen. Die anderen Flächen dürften – mit bestimmten Auflagen – weiterhin bewirtschaftet werden.
Priska Hinz (Bündnis ’90 / Die Grünen), Umweltministerin Hessen
„Freiwillige Naturschutzmaßnahmen sind möglich, immer in Übereinstimmung mit den Flächenbesitzern. Und von daher besteht keine Gefahr für irgendjemanden, der Wald oder Ackerflächen besitzt und bewirtschaftet.“
Im Herbst wollen Bund und Länder das Grüne Band bei der UNESCO anmelden – als Natur- und Kulturerbe. Sollten sie damit erfolgreich sein, wäre das ein wichtiger Schritt für Natur und Erinnerungskultur – an den Ort, an dem sich der Todesstreifen zur Lebenslinie gewandelt hat.