Grippewelle droht: Ärzte empfehlen Impfung

Gerade erst flacht die Corona-Sommerwelle ab, da steht schon bald der Herbst vor der Tür und damit erfahrungsgemäß wieder steigende Infektions-zahlen. Und jetzt warnen Experten auch noch, dass uns zusätzlich eine schwere Grippewelle bevorstehen könnte. Um das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen, müsse sich jeder Bürger vorbereiten. Sowohl für die Grippe als auch für Corona gilt: eine Impfung ist der beste Schutz.

Den Piks gegen das Coronavirus, es will ihn kaum noch jemand. Zu Hochzeiten wurden im Impfzentrum für die Stadt und den Kreis Kaiserslautern täglich rund 1.300 Menschen geimpft. Jetzt kommen an guten Tagen noch 30 Impfwillige.
Das Impfzentrum ist deshalb jetzt umgezogen. Aus einer über 4.000 Quadratmeter großen Halle in weitaus kleinere Räumlichkeiten in der ehemaligen Polizeiinspektion Landstuhl. Doch hat sich dieser Aufwand angesichts der wenigen Impfungen überhaupt gelohnt?
Tobias Metzger, Impfkoordinator Kreis Kaiserslautern
„Wir können aktuell die Zeit gut nutzen, um uns schon mal an die neuen Räumlichkeiten zu gewöhnen und die Abläufe zu üben, damit wir, wenn jetzt eine höhere Nachfrage wieder kommt – was wir für Herbst und Winter vermuten –, dass das alles reibungslos funktioniert.“
Tobias Metzger und sein Team müssen hier monatlich 10.000 Impfungen durchführen können. So gibt es die Landesregierung vor. Die Infrastruktur dafür wird vorgehalten, auch wenn kaum jemand kommt.
Die meisten, die kommen, wollen ihren Impfschutz auffrischen lassen. Für Menschen über 60 Jahre sei es nicht ratsam, auf den auf die Omikron-Variante angepassten Impfstoff zu warten, denn dieser solle nach monatelangem Verzug frühestens im Herbst zugelassen werden.
Mediziner empfehlen Menschen über 60 aber dringend, sich in diesem Jahr zusätzlich gegen die Grippe impfen lassen.
Prof. Bodo Plachter, Virologe Unimedizin Mainz
„Wir haben zwei Jahre, zwei Winter hinweg praktisch keine Grippe gehabt. Das Immunsystem hat keine Grippe gesehen, das heißt, die Basisimmunität ist möglicherweise gesunken, sodass es wichtig ist, im Blick auf den Herbst und Winter, zu impfen, um dann eben auch gewappnet zu sein, auch gegen eventuelle Influenzawellen.“
Bodo Plachter erlebt, dass immer noch viele Menschen eine echte Grippe unterschätzen.
Prof. Bodo Plachter, Virologe Unimedizin Mainz
„Man kann eben durchaus auch mit Grippe schwer erkranken, gerade bei älteren Menschen kann sich das durchaus auch auf die Lunge weiter schlagen. Das heißt, eine entsprechende Lungenentzündung kann in der Folge auch entstehen.“
Den Impfstoff bestellen die Hausärzte und orientieren sich dabei immer am Bedarf des Vorjahres. Das Land Bayern hat gestern angekündigt, 100.000 zusätzliche Dosen Grippe-Impfstoff zu beschaffen. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium hält das nicht für notwendig.
Auch wenn es zu Beginn der Grippeimpfsaison zu Engpässen kommen sollte, rät Bodo Plachter zu Gelassenheit. Denn es reiche aus, sich bis zum Jahresende gegen die Influenza impfen zu lassen. Die Grippe- und Coronaimpfung könne auch bequem am selben Tag erfolgen, ein zeitlicher Abstand sei nicht notwendig.