Graffiti-Kunst – Leif.Lines verschönert Mainzer Wände

Und jetzt wird’s bunt. So beschreibt sich die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz gerne selbst. Sie ist ja schließlich Fastnachtshochburg. Doch auch außerhalb der fünften Jahreszeit sollen die Straßen und Häuser farbenfroh aufleuchten. Das findet zumindest Leif-Eric Möller. Er ist Graffiti-Künstler und besprüht Gebäude – hauptberuflich, im Auftrag der Stadt.

Leif-Eric Möller oder wie er sich selbst nennt: „Life.Lines“. Sprayer aus Leidenschaft. Schon seit 20 Jahren besprüht er regelmäßig Gebäude wie hier in Mainz für das Deutsche Rote Kreuz. Um grauen Fassaden ein wenig Leben einzuhauchen. Schon in der Schule fängt er an zu zeichnen und sich für Graffiti zu interessieren.
Leif-Eric Möller, Graffiti Künstler
„Irgendwann hat die Mutter von jemand gesagt, hier, wollt ihr nicht mal an der Garage was sprühen. Hatte auch in meiner Schulklasse einen bekannten Sprüher. Insofern ist dieses ganze Thema in Verbindung mit Hip-Hop, mit der Musik, mit all dem was quasi einen in der Jugend da hingeschoben hat. Das ist schön so etwas leben zu können und damit auch sein Geld verdienen zu können.“
Heute ist er hauptsächlich im Auftrag der Stadt Mainz unterwegs. Besprüht Wohnblöcke an Tramhaltestellen oder verziert die gepflasterte Innenstadt mit etwas Natur. Daneben ist Leif Lines auch ehrenamtlich unterwegs. Zum Beispiel für das Mainzer Tierheim. Sein Lieblingswerk ist aber der Plaketten-Klaus. Eins der Gesichter der Mainzer Fastnacht.
Dass er sich beruflich so kreativ ausleben kann, war aber nicht immer so. 30 Jahre lang arbeitet Leif-Eric Möller für Opel. Als seine Abteilung vor drei Jahren ausgelagert wird, bietet ihm der Konzern eine Abfindung an. Für den Künstler eine einmalige Chance.
Leif-Eric Möller, aka Life.Lines
„Zu sagen: ‚Okay, ich lass jetzt 30 Jahre hinter mir.‘, das hat per se schon relativ viel Zeit in Anspruch genommen. Damit einher gehend triffst du auch natürlich die Entscheidung: ‚Was mach ich dann?‘. Dann war Graffiti relativ naheliegend. Und dann bist du im Kopf auch eigentlich schon gar nicht mehr so bei der Arbeit, sondern im Grunde schon fast bei dem neuen Job. War aber noch ein halbes Jahr bei der Firma. Und in der Zeit bewirbst du dich dann halt einfach schon mal für Projekte.“
Mit der Abfindung in der Tasche startet er mit Stromkästen bis zu Motiven für Mainzer Fastnachtsvereine. Heute glaubt er nicht, dass er in seinem alten Beruf noch glücklich wäre.
Leif-Eric Möller, Graffiti Künstler aus Mainz
„Das wird einem, glaube ich, so peu à peu immer mehr bewusst im Alltag, dass man eigentlich etwas, das klingt immer so ein bisschen doof, aber dass man etwas machen kann, für das man dankbar sein kann, wenn man das machen kann, weil es eben Spaß bedeutet in erster Linie. Du kannst damit dein Geld verdienen. Du musst nicht etwas machen, auf das du vielleicht nur so semi Lust hast. Dementsprechend war es die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.“
In Zukunft möchte Life Lines gerne noch größere Projekte angehen, auch außerhalb von Mainz. Damit nicht nur seine Heimat, sondern auch andere Orte ein bisschen bunter werden.