Gradierwerk in Bad Kreuznach

In Bad Kreuznach steht Europas größte Gradierwerkanlage. Rund 1,3 Kilometer ist sie lang und macht Sole noch salziger. Sole ist ein wässriges Salzgemisch. Und jetzt an Ostern wurde die Gradieranlage für den kommenden Frühling und Sommer ganz offiziell angeschmissen. Wir waren bei den letzten Vorbereitungen dabei.

Mühevoll arrangieren Nico Dauksch und seine Kollegen Bündel um Bündel auf dem neun Meter hohen Gestell. Rund 11.000 Stück brauchen sie für diesen Abschnitt. Das Gradierwerk muss mit neuer Schwarzdornhecke bestückt werden.
Nico Dauksch, Gradierer
„Es wächst schnell und gut. Das gibt es in rauen Mengen. Es lässt sich schön schnell schlagen. Und ist halt einfach das beste Material, was es dafür so gibt.“
Deswegen heißt es: Dornen reinlegen, runterpressen, Holzbalken festnageln. Das Ganze hält zehn bis fünfzehn Jahre. Doch bei den neun Gradierwerken in und um Bad Kreuznach gibt es jedes Jahr Stellen zum Ausbessern.
Michael Vesper, Geschäftsführer Tourismus Bad Kreuznach
„Die Kosten steigen immer mehr. Die Dornen kriegen wir alle aus Polen. Hier kann man sie nicht mehr bewirtschaften. Früher kamen die alle aus Brachen hier in Deutschland. Wir haben also Kosten in so einem Zyklus von 12 Millionen Euro nur für die Erneuerung der Dornwände. Und das ist natürlich eine erhebliche Belastung, das geht alles aus Steuermitteln.“
Die Gradierwerke hier gibt es seit 1732. Die Sole wird aus einer Salzquelle hochgepumpt und rieselt dann die Dornwände hinab. Auf dem Weg hinunter zerperlt jeder Tropfen unzählige Male. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche und das Wasser kann besser verdunsten. So erhöht sich dann der Salzgehalt. Unten angekommen, wird die Sole wieder hochgepumpt und der Vorgang beginnt von vorne. Nach einer Woche hat sich der Salzgehalt um etwa 20 Prozent erhöht.
Michael Vesper, Geschäftsführer Tourismus Bad Kreuznach
„Da dienten die nur der Salzgewinnung. Nichts anderem. Und das war ja weißes Gold, das war schwer zu kriegen. Um 1850, 1900 war das perdu. Das hat man nicht mehr gebraucht, da gab’s billigere Wege. Aber da hatten die einen Funktionswandel schon vollzogen. Die dienten dann der Kur, der Gesundheit.“
Denn die chemische Zusammensetzung der Luft ist wie am Meer: gut für Haut und Atemwege.
Auch an anderer Stelle wird die Salinenanlage fit gemacht für die anstehende Saison. Der Solezerstäuber wird angeschmissen. Auch der Salzwassernebel ist gut für die Gesundheit. Besonders beliebt ist die Salinenanlage an heißen Tagen. Denn die Gradierwerke kühlen die Luft um rund zehn Grad ab.
Michael Vesper, Geschäftsführer Tourismus Bad Kreuznach
„Das liegt an der großen Fläche, die da berieselt werden kann. Und die dann als Verdunstungsfläche wirkt. Das sind ja zwei Hektar, die wir da einsetzen. Und dazu kommt, außer dem Kühleffekt, dass hier immer eine Luftbewegung ist. Es ist ja ein Wärmeaustausch. Die Luft wird abgekühlt und warme Luft geht nach oben und dadurch haben Sie eine Luftbewegung und das ist auch sehr angenehm.“
Inzwischen sind die Männer ein gutes Stück weiter gekommen. Die Dornbündel müssen noch auf eine Länge gesägt und festgeklopft werden.
Nico Dauksch, Gradierer
„Einerseits damit es gut aussieht. Damit es schön gerade ist die Wand. Und andererseits dass die Dornen schön runterrieseln und das nicht in alle Richtungen spritzt.“
Bis November laufen die Gradierwerke. Dann gehen die Renovierungsarbeiten wieder los.