„Geschichte im Südwesten“: Der Bogenbauer von der Nahe

Wir machen jetzt eine kleine Reise in die Vergangenheit. Eines der ältesten Werkzeuge des Menschen ist der Jagdbogen. Die ältesten Funde legen nahe, dass der Mensch schon vor mindestens rund 60.000 Jahren Bögen aus Holz herstellte. Wir haben uns gefragt: Wie funktioniert dieses Handwerk? Wir haben einen Bogenbauer besucht. Ein Teil unserer Serie „Geschichte im Südwesten“.

Hier fallen die Späne. In der Werkstatt von Michel Bombardier. Er zeigt uns heute mal, wie ein mittelalterlicher Jagdbogen hergestellt wird.
Michel Bombardier, Bogenbauer aus Boos an der Nahe
„Hier habe ich Eibenholz. Das ist das Holz, was unsere Vorfahren seit Tausenden von Jahren benutzt haben, um Bögen herzustellen. Das Holz hat eine hohe Federkraft. Es ist leicht.“
Das erste Werkzeug: Die Axt.
Michel Bombardier, Bogenbauer aus Boos an der Nahe
„Ich versuche jetzt, den Bogen – das Holzstück kann man sagen, Bogen ist es ja noch nicht – schlanker zu machen, indem ich mir die Mühe mache, dass er einigermaßen parallel schmäler wird.“
Das dauert so ungefähr eine Stunde. Dann kommt die Zieh-Klinge zum Einsatz.
Michel Bombardier, Bogenbauer aus Boos an der Nahe
„Es muss natürlich noch die Rinde entfernt werden. Er muss schlanker gemacht werden, weil er jetzt noch ganz unbiegsam ist und viel zu stark. Ich muss zunächst mal hier die Oberfläche frei von der Rinde machen, um zu sehen, ob das Holz nicht schadhaft ist, ob keine Risse drin sind oder Knoten, Astlöcher, Verletzungen.“
Bombardier ist Bogen-Profi. Bestellungen kommen aus ganz Deutschland. Jeder Bogen ist ein Einzelstück. Handarbeit eben.
Michel Bombardier, Bogenbauer aus Boos an der Nahe
„Jetzt lege ich die Zieh-Klinge ab und suche mir ein feineres Werkzeug, um die Reste von der Rinde zu entfernen, und das möglichst ohne den unten liegenden Jahresring zu beschädigen.“
Die Werkzeuge werden feiner. Präzise Detail-Arbeit.
Michel Bombardier, Bogenbauer aus Boos an der Nahe
„Tja, jetzt haben wir unseren Bogen soweit vorbereitet, dass er schön glatt und gleichmäßig aussieht. Ausgeglichen ist er aber noch nicht. Denn: Wir wissen nicht genau, wie stark die Wurfarme sind, linken und rechten oder oberen und unteren, wenn wir später schießen.“
Um das zu prüfen, wird der Bogen an einem so genannten „Tiller“-Brett gespannt. Das Auge des Experten erkennt schnell:
Michel Bombardier, Bogenbauer aus Boos an der Nahe
„Ja, der Bogen sieht jetzt ganz gut aus. Beide Wurfarmenden sind im dritten Feld links wie rechts. Er ist ausgeglichen. Er hat die gleichmäßige Biegung und er ist quasi gebrauchsfertig.“
So, hier haben wir unseren fertigen Bogen. Jetzt mit einem Ledergriff, schön poliert. Und hier habe ich eine Leinensehne drangemacht, die tue ich jetzt draufspannen. Und dann gucken wir mal die Pfeile mit dem Bogen fliegen.“
Konzentration. Das Ziel anvisieren. Und: Treffer. Die Arbeit hat sich gelohnt.