Generalsanierung der Riedbahn

„Sehr geehrte Fahrgäste, wegen einer technischen Störung wird sich unsere Weiterfahrt um mehrere Minuten verzögern.“ Solche Sätze sind Bahnendler wohl gewöhnt, denn dass die Infrastruktur der Bahn viele Mängel hat, ist bekannt. Dagegen hilft nur eines: bauen, modernisieren und sanieren. Den Anfang macht dieses Jahr die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. In einem Kraftakt soll sie vollständig gesperrt und dann in wenigen Monaten saniert werden. Für die Pendler bedeutet das: Bevor die Züge pünktlich kommen, kommen vielerorts erst mal gar keine Züge mehr.

Hier wird gebaut und gewartet – rund zwei Kilometer weiter vor allem gewartet. Wie hier im südhessischen Groß-Rohrheim hat die Deutsche Bahn Schienenersatzverkehr eingerichtet – entlang der gesamten Riedbahn.
Die Riedbahn verläuft von Frankfurt über Groß-Gerau, Biblis, bis nach Mannheim. Sie ist eine der meistbefahrensten Strecken in Deutschland. Zwischen den beiden Metropolregionen pendeln täglich Zehntausende Menschen.
Neue Lärmschutzwände wie hier vor Groß-Rohrheim, Erneuerung von Weichen oder Oberleitungen – die Strecke wird die erste in Deutschland sein, bei der die Bahn und das Bundesverkehrsministerium einen radikal neuen Weg gehen: die Generalsanierung. Bedeutet: Die Strecke wird in einem Guss erneuert.
Wolfgang Weinhold, Leiter Generalsanierung DB Infrago
„Früher hätten wir immer nur kurze Abschnitte gesperrt und in kurzen Abschnitten gearbeitet. Dadurch, dass wir jetzt auf der ganzen Strecke bauen und parallel bauen, muss der Fernverkehr und Güterverkehr umgeleitet werden, aber auch viel mehr Nahverkehr für eine kurze Zeit ersetzt werden, und deswegen brauchen wir kurzfristig mehr Busse.“
Neue Wege bei der Schiene bedeuten neue Dimensionen beim Schienenersatzverkehr: 150 Busse setzt die Bahn ein, um rund 15.000 Fahrgäste entlang der gesperrten Riedbahn an ihr Ziel zu bringen. Und woher nimmt die Bahn in Zeiten des Fachkräftemangels die Fahrer?
Berry Hempel, Projektleiter Ersatzverkehr Riedbahn
„Zum Teil aus den eigene Beständen, aber auch ein Großteil aus dem europäischen Ausland rekrutiert und entsprechend qualifiziert. Zum Teil haben wir auch Umsteiger-Programme. Wir selbst bieten Interessenten die Möglichkeit, einen Busschein zu erwerben, und die werden dann entsprechend auch für diese Programme ausgebildet und qualifiziert.“
Für den Schienenersatzverkehr setzt die Bahn auch sogenannte Reisende-Lenker ein – Hilfskräfte, an die sich Pendler wenden können. Zufrieden ist hier trotzdem nicht jeder.
Beate, Rentnerin aus Groß-Rohrheim
„Weil ich kein Handy besitze und daraus nicht ersehen kann, wann ein Bus einfährt. Also das ist wichtig, wann ein Bus nach Gernsheim, nach Biblis oder nach Lampertheim fährt und um wie viel Uhr, das kann ich nicht ersehen.“
Julian Mießeler
„Es sind halt deutlich längere Fahrten, man muss mehr Zeit mitbringen, man hat mehr Aufwand, man kann sich nicht bequem hinsetzen wie im Zug und arbeiten.“
Im Durchschnitt rechnet die Bahn mit längeren Fahrzeiten von 30 Minuten. Bis zum 22. Januar laufen an der Riedbahn nur Vorarbeiten für die Generalsanierung: Die soll am 15. Juli 2024 starten. Dann muss die Strecke für fünf Monate voll gesperrt werden.