„Gemeinsamer Tresen“ am Klinikum Darmstadt

Notaufnahmen in Krankenhäusern sind – wie der Name schon sagt – für Notfälle da. Doch leider entscheiden sich immer noch zu viele Menschen für den Weg in die Notaufnahme, obwohl sie dort eigentlich nicht hingehören. Volle Krankenhausflure, lange Wartezeiten und gestresstes Personal sind die Folge. In Darmstadt will man deshalb nun neue Wege gehen.

Notfall oder kein Notfall? Diese Entscheidung soll künftig hier am „gemeinsamen Tresen“ getroffen werden. Klinische Notaufnahme und ärztlicher Bereitschaftsdienst rücken so näher zusammen.
Klinikchef Peter Petersen hat damit bereits am Krankenhaus Frankfurt-Höchst gute Erfahrungen gemacht und führt das Modellprojekt nun in Darmstadt fort.
Dr. Peter Petersen, Leiter Zentrale Notaufnahme Klinikum Darmstadt
„Wir haben festgestellt, dass die, die bei uns in der Notaufnahme sehr lange warten müssen, weil halt Rettungswagen von hinten reinkommen, weil Schwerverletzte zuerst versorgt werden müssen – die hatten unheimliche Wartezeiten und das haben die im ärztlichen Bereitschaftsdienst nicht in dem Maße und durch den Tresen werden sie dann auch richtig gelenkt.“
Zufriedenere Patienten – und Mitarbeiter, die innerhalb weniger Minuten anhand eines computergestützten Fragenkatalogs einschätzen können, wo welcher Fall hingehört. Anstatt die Notaufnahme zu blockieren, sollen nicht dringende Fälle so direkt beim ärztlichen Bereitschaftsdienst behandelt oder an umliegende Praxen vermittelt werden, denn für gut ein Drittel der Patienten, die am Darmstädter Klinikum im Jahr versorgt werden, sei die Notaufnahme der falsche Ort.
Dr. Peter Petersen, Leiter Zentrale Notaufnahme Klinikum Darmstadt
„Man kann damit rechnen, dass 10 – 15.000 Patienten nicht unbedingt eine zentrale Notaufnahme brauchen sondern bei einem niedergelassenen Kollegen besser oder zumindest gleich gut aufgehoben wären.“
Armin Beck, Kassenärztliche Vereinigung Hessen
„In dem blauen Bereich da hinten haben Sie einen Schockraum, Sie haben die Schwerstkranken, da kommen die Schlaganfälle, Herzinfarkte, Autounfälle hin, d.h. Sie haben eine völlig andere Maschinerie dort. Oder Sie werden bei uns ambulant behandelt, dann gehen Sie durch diese Tür und durch diese Räumlichkeiten dahinter, können dann diese Fälle hausärztlich, internistisch oder kleinchirurgisch direkt abgefangen werden.“
Die neue hessische Gesundheitsministerin sieht im gemeinsamen Aufnahmetresen ein Erfolgsprojekt, Hessen sei damit Vorreiter.
Diana Stolz (CDU), Gesundheitsministerin Hessen
„Wir haben das Pilotprojekt mit 750.000 Euro finanziert, im Moment läuft in Höchst gerade auch noch die elektronische Neuausgestaltung dieses Systems und wir hoffen das, wir sind sicher, dass das dann auf ganz Hessen ausgerollt werden kann.“
Weitere hessische Kliniken seien bereits im Gespräch. Entlastung in Zeiten eines Gesundheitssystems am Anschlag, so die Hoffnung nicht nur in Darmstadt.