Gefährliche Manipulationen von Winzerbahnen

Der Fall, über den wir jetzt berichten, macht fassungslos. Einen Schutzengel hat Winzersohn Marco Steffen aus Trittenheim an der Mosel gehabt. Mitten in der Lese startet er die Zahnradnahn hoch oben im Weinberg. Kurz darauf kracht sie mit voller Wucht in eine Felswand. Der 21-Jährige kommt mit dem Schrecken davon. Nach dem Unfall zeigt sich: Die Bahn wurde offenbar manipuliert. Ein Fall für die Polizei – und zwar nicht der einzige an der Mosel.

Mittlerweile ist sie wieder instand gesetzt und fahrtüchtig. Die Einschienen-Zahnradbahn, eine sogenannte Monorackbahn. Winzer Marco Steffen nutzt sie regelmäßig für Arbeiten am Steilhang. Der 21-Jährige nimmt uns mit an den Ort, an dem er beinahe verunglückt wäre.
Marco Steffen, Winzer aus Trittenheim
„Motor ganz normal angemacht und habe hier halt auf der Seite dann draufgestanden. Und dann habe ich halt direkt gemerkt, dass die auf Vollgas war, dass hier irgendwas nicht stimmt. Und dann bin ich auch schon direkt, weil hier noch schön flach war, auch direkt abgesprungen. Und dann hab ich mich umgedreht nach ein paar Sekunden, und dann hab ich nur noch gesehen, wie sie dann runtergerauscht ist. Und irgendwann halt einmal ein lautes Knallen gehört. Und dann konnte ich mir denken, was passiert ist.“
Hätte er auf der Bahn gesessen, die ungebremst den Hang hinunterrast, wäre die Fahrt wohl ganz anders ausgegangen. Gut zehn Meter geht es hier in die Tiefe.
Vater Ralf ist froh, dass seinem Sohn nichts passiert ist. Erst beim Reparieren der Bahn fällt dem Winzer und Mechaniker auf, dass hier nachgeholfen wurde – und zwar mehrfach.
Ralf Steffen, Winzermeister aus Trittenheim
„Einmal, im Weinberg wurde an dem Motor geschraubt. Der wurde auf Vollgas gebracht. Das geht hier mit einer Madenschraube, die einfach zugedreht wird. Das Zweite ist tatsächlich, dass die Keilriemen überhaupt gar nicht funktioniert haben, die waren nur ganz lose drauf. Und hier unten am Bahnhof wurden einfach diese beiden Bolzen, die man hier sieht, die wurden abgeschraubt oder verbogen.“
Bolzen, die die Bahn eigentlich stoppen sollen. Letzte Notbremse: Ein solcher Gummipuffer, auch er fehlt. Spätestens jetzt ist klar: Wer hier am Werk war, hat sich ausgekannt. Familie Steffen erstattet Anzeige. Wie auch ein weiterer Moselwinzer aus Erden, der nach dem Vorfall ähnliche Schäden an zwei Bahnen bemerkt. Nun ermittelt die Polizei wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und eines möglichen Tatzusammenhangs.
Uwe Konz, Pressesprecher Polizeipräsidium Trier
„Die Kollegen haben in Trittenheim noch einige andere Spuren gesichert, die sind noch in der Auswertung. Wir konzentrieren uns schon auf die Zeit nach Abschluss der Arbeiten, früher Abend, vielleicht auch in der Nacht. Fahrzeuge, die dort gesehen wurden. Personenbewegungen, die seltsam erscheinen. Wir sind dankbar für jeden Hinweis und gehen dem nach.“
Die Polizei empfiehlt Winzern, ihre Bahnen vor Fahrtantritt zu kontrollieren. Familie Steffen denkt außerdem darüber nach, Wildkameras zu installieren. Vater und Sohn hoffen, dass der oder die Täter bald gefasst werden. Persönliche Feinde hätten sie nicht.
Marco Steffen, Winzer aus Trittenheim
„Ich kann mir nicht vorstellen, warum oder wieso ein Mensch so etwas tut. Ich … Mir fehlen die Worte. Also, ich weiß wirklich nicht, warum man jemandem so was antun möchte.“
Der erste Schock ist verdaut. Nun wollen die Steffens nur eines: Zurück zur Normalität. Nach Abschluss der Lese wartet mit dem Rebschnitt schließlich noch genug Arbeit auf sie.