Gefährden EU-Pläne den Weinbau?

Dem deutschen Wein droht in vielen Regionen bei uns das Aus. Das sagen ganz viele Winzer derzeit – die Stimmung in der Branche ist so durchwachsen wie das Wetter. Hintergrund ist der Green Deal der Europäischen Union. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soll bis 2030 um mindestens 50 Prozent reduziert werden. Wie begründet ist die Angst um den deutschen Wein?

In den Weinbergen nahe des rheinhessischen Hahnheim sind die Trauben bald bereit für die Lese. Thilo Ruzycki freut sich schon auf seinen neuen Jahrgang. Doch durch das wechselhafte Wetter war es mühselig. Damit die Trauben von Pilzen verschont bleiben, musste er dieses Jahr mehr Pflanzenschutzmittel verwenden als sonst. Ohne Pestizide hätte er fast keinen Ertrag, sagt er. Daher Blickt er besorgt auf die Pläne der EU.
Thilo Ruzycki, Winzer in Hahnheim
„Wo der Pflanzenschutz um bis zu 50% reduziert werden soll, da wird das so sein, dass es sehr viele Jahre mit klassischen Missernten geben wird. Und vielleicht, wenn das Wetter mal in einem Jahr besonders gut ist, dass man auch ein bisschen was erntet. Aber es wird keine regelrechte Weinernte jedes Jahr geben.“
So könne er nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Dazu würde die außereuropäische Konkurrenz den rheinland-pfälzischen Winzern den Rang ablaufen. Doch die EU pocht auf die neue Verordnung. Die Pflanzenschutzmittel gefährden die biologische Vielfalt. Schon jetzt gehe die Artenvielfalt drastisch zurück. Ein „weiter so“ gefährde die Lebensgrundlage auf der Erde. Der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert daher noch drastischere Maßnahmen.
Doch nicht nur Thilo Ruzycki sondern die meisten Winzer in Rheinland-Pfalz sind skeptisch. Vor allem die Weinbauer an der Mosel. Denn die Region ist zum Großteil ein Landschaftsschutzgebiet.
Thilo Ruzycki, Winzer in Hahnheim
„Also an der Mosel zum Beispiel oder in Rheinhessen in Steillagengebieten, wo die Landschaft besonders schön ist, dort ist ein Pflanzenschutzmittelverbot in Berede. Also praktisch 100% Einsparung. Das wird dazu führen, dass es an den Moselsteillagen oder auch in Rheinhessen am roten Hang oder in anderen Naturschutzgebieten kein Weinbau mehr betrieben werden kann. Davon ist auszugehen.“
Sogar Bio-Landwirte, die auch spritzen müssten, wären davon betroffen. Doch bisher sind noch nicht viele Informationen über die Verordnung nach außen gedrungen. Wichtige Details für die Umsetzung sind unbekannt.
Thilo Ruzycki, Winzer in Hahnheim
„Die 50-Prozent-Reduktion – von welcher Ausgangsgröße wird die reduziert oder wie wird die berechnet? Und von welchem Zeitpunkt gehen wir da aus und vor allen Dingen, wie wird dann von dem Zeitpunkt wo wir ausgehen, wie ist die gemessen worden oder wie ist die erfasst worden? Und der nächste Punkt ist, was reduzieren wir um 50 Prozent? Reduzieren wir 50% jeden Wirkstoff, reduzieren wir 50% das Gewicht von dem Wirkstoff.“
Und auch die Frage, wer das kontrollieren soll, ist noch unklar. Thilo Ruzycki befürchtet, dass so noch mehr Bürokratie auf ihn zukommt. Jetzt kümmert er sich aber erst mal um seine Trauben. Wenn es jetzt sonnig bleibt, könnte es ein sehr guter Jahrgang werden. Ob das angesichts der EU-Pläne auch in Zukunft so sein wird? Er ist skeptisch.