Gedenken an Flugtagunglück von Ramstein

Vor 35 Jahre fand auf der US-amerikanischen Air Base Ramstein eine Flugschau statt, mit über 300.000 Zuschauern. Bei einem Show-Manöver stießen mehrere Jets zusammen und stürzten ab. Es gab 70 Tote und 1.000 Verletzte. Noch heute – 35 Jahre später – kommen Überlebende und Hinterbliebene zusammen, um zu erinnern.

Jörg Just hat seinen Frieden gefunden. Als 21-Jähriger ist er 1988 mit seinen Eltern auf der Air Base in Ramstein, bestaunt wie die rund 300.000 weiteren Zuschauer die spektakulären Manöver der Jets, als die Katastrophe passiert.
Jörg Just, Überlebender des Flugunglücks
„Nach dem Unfall oder bzw. während des Unfalls habe ich das Flugzeug auf uns zukommen sehen. Hatte meine Mutter noch kurz an der Hand gehabt, habe sie dann leider verloren. Mein Vater stand etwas abseits.“
Seine Eltern sterben noch an der Unglücksstelle. Jörg Just selbst wird schwer verletzt. 65% seiner Haut sind verbrannt,  die Überlebenschancen gering.
Sechs Monate liegt er in einer Spezialklinik und kämpft sich dann Schritt für Schritt zurück ins Leben. Heute geht es ihm gut, sagt er. Lediglich Situationen, in denen er nicht die Kontrolle hat, machen ihm Angst.
Jörg Just, Überlebender des Flugunglücks
„Ich bin der schlechteste Beifahrer, den man sich vorstellen kann. Also ich bin da sehr, sehr unleidig. Ich kann bis heute nicht mehr fliegen. Ich kriege es einfach nicht hin, weil ich da die Kontrolle aus der Hand geben muss.“
Aufgefangen und blind verstanden fühlt Jörg Just sich in der Gemeinschaft der Überlebenden und Hinterbliebenen der Katastrophe, die sich jährlich am Jahrestag in Ramstein treffen.
Sybille Jatzko hat sie damals ins Leben gerufen. Sie selbst war 1988 nicht auf dem Flugplatz. Als Gesprächstherapeutin merkt sie aber schnell, dass die Menschen eine Anlaufstelle brauchen.
Sybille Jatzko, Gesprächstherapeutin
„Wir haben ja sogar Krankenkassen gehabt – das haben wir schriftlich bis heute vorliegen –, die einem Feuerwehrmann geschrieben haben, ‚Ihr Krankheitsbild können wir im Moment nicht benennen, wir wissen nicht, was Sie haben.‘ Das ist ein Symbol dafür, dass Trauma, Traumafolgen und die sogenannte posttraumatische Belastungsstörung zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht bekannt war.“
Ehrenamtlich organisiert Sybille Jatzko die Nachsorge und das bis heute. Denn ganz mit dem Unglück abschließen – für die meisten ist das auch 35 Jahre nach der Katastrophe unmöglich. Teilweise geschieht das Gegenteil:
Sybille Jatzko, Gesprächstherapeutin
„Wir stellen fest, dass durch das Älterwerden der Menschen die Abwehrkräfte, das eigentlich auch ein bisschen zu verdrängen oder sich abzulenken, dass das schwächer geworden ist und der Schmerz noch mal viel stärker hervorkommt.“
Auch an Jörg Just geht der Jahrestag nicht spurlos vorbei. Seine Narben werden immer bleiben sagt er. Die körperlichen und die seelischen.