GDL legt Bahnverkehr lahm

Wer heute Morgen mit dem Zug zur Arbeit fahren wollte, kam vermutlich zu spät oder gar nicht dort an, denn bei der Bahn stehen die Zeichen mal wieder auf Streik. Die Gewerkschaft der Lokomotivführer hat ihre Mitglieder dazu aufgerufen, für insgesamt 20 Stunden die Arbeit niederzulegen. Noch bis 18 Uhr heute Abend müssen sich Reisende in ganz Deutschland deshalb auf zahlreiche Zugausfälle und massive Verspätungen einstellen.

Alle Räder stehen still – wenn es die Gewerkschaft will: So auch heute Morgen am Frankfurter Hauptbahnhof, wo nur ganz vereinzelt Züge ein- und ausfahren. Besonders betroffen: der Nahverkehr. Vor allem für Pendler geht heute fast nichts. Und auch im Fernverkehr fallen heute vier von fünf Zügen aus.
Rudresh
„Ich wollte eigentlich den Zug nach Magdeburg nehmen. Der fällt nun wegen des Streiks aus. Man hat mir eine Alternativroute mit dem ICE über Hannover angeboten. Die Verbindung wurde aber auch gerade gecancelt.“
Ulrike Spindler
„Ich finde es wirklich manchmal schon sehr ärgerlich. Weil – ich habe jetzt fünf Jahre gespart für meinen Urlaub. Jetzt schaue ich mir noch das schöne Frankfurt an, und am Spätnachmittag muss ich jetzt schauen, dass ich zum Flughafen rauskomme.“
Manfred Maier
„Es ist unverhältnismäßig, was hier geschieht. Ich habe nichts gegen Lohnerhöhungen und auch nichts gegen Streiks. Aber es geht einfach nicht, dass man in dieser Form, in dieser Art und Weise mit den Leuten umgeht.“
Es gehe einfach nicht, wie die Bahn mit den Forderungen ihrer Mitarbeiter umgehe, sagt dagegen die GdL. Mindestens 555 Euro mehr im Monat, eine Einmalzahlung in Höhe von 3.000 Euro sowie 25 % mehr Zulage bei gleichzeitiger Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden im Schichtdienst – bislang beißt die Lokführergewerkschaft mit ihren Forderungen auf Granit. Vor allem bei der Frage nach der 35-Stunden-Woche stellt sich die Bahn bislang quer – sie will noch nicht einmal darüber verhandeln. Die GdL bezeichnet die Arbeitszeitreduzierung dagegen als Kernforderung und als Hauptgrund für den heutigen Streik.
Karl Huber, Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL)
„Alle Unternehmen stehen im Wettbewerb. Und wenn die Unternehmen sich nichts einfallen lassen – wie bekomme ich denn Personal, auch Auszubildende? – dann muss ich mir was einfallen lassen. Und das ist unserer Auffassung nach genau der richtige Einstieg mit der 35-Stunden-Woche. Weil, wenn man mal so die Berichte verfolgt, sind ja die Jugendlichen, die jungen Leute, die wollen mehr Freizeit haben. Also wollen sie auch selbst planen können. Und das ist der Einstieg dazu, dass die das auch machen können.“
Das Angebot der Bahn von 11 Prozent mehr Lohn sowie einer Inflationsprämie in Höhe von bis zu 2.850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten bezeichnet die GdL als „Frechheit“ – und droht bereits mit weiteren Streiks, auch in der Weihnachtszeit. Unterdessen versucht die Bahn zumindest einen Notbetrieb aufrecht zu erhalten.
Achim Stauß, Sprecher Deutsche Bahn
„Am heutigen Tag gilt der Notfahrplan im Fernverkehr und Nahverkehr noch den ganzen Tag, auch über das Streikende hinaus. Das ist richtig und wichtig. Denn wir wollen vor allem morgen wieder planmäßig in den Betrieb starten. Wir müssen die Verkehre, die Züge über Nacht so ordnen, dass sie morgen überall planmäßig auf die Schiene gehen können.“
Die eigentlich für heute und morgen geplanten Gespräche mit der GdL hat die Bahn abgesagt: Man könne nicht gleichzeitig streiken und verhandeln. Ob ein für Ende kommender Woche vereinbartes Treffen tatsächlich stattfinden wird, ließen beide Seiten heute offen.