Frauenfußball-Nationalmannschaft feiert Vizeeuropameisterschaft in Frankfurt

Das war knapp. Mit einem 2:1 in der Verlängerung verlieren die Frauen der deutschen Fußballnationalmannschaft das EM-Finale gegen England. Nach einem überragenden Turnier und einem dramatischen Endspiel ist Rekord-Europameister Deutschland leider nur auf Platz zwei gelandet. Die Fußball-Frauen sind Vize-Europameister. Den Frust sieht man den Spielerinnen förmlich an. Nach einer kurzen Nacht ging es dann direkt zurück. Der Flieger landete am frühen Nachmittag am Frankfurter Flughafen. Und dann ab zum Römer.

Klar war schon vorher, dass es auch eine Party geben würde, wenn die Fußball-Frauen als Vize nach Hause kommen. Und bei der Stimmung am Nachmittag wurde klar: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist Sieger der Herzen.
Melissa Printz
„Die haben echt ein Mega-Turnier gespielt, absolut. Die haben Deutschland begeistert, das hat man auch im Internet, ja im Internet auf den sozialen Medien gesehen.“
Ohne Namensnennung
„Es ist wichtig, jetzt Flagge zu zeigen und hinter der Mannschaft zu stehen, gekämpft haben sie bis zum Schluss.“
Martina Roth
„Wie es dann in die Verlängerung ging, also man fiebert da so mit. Ja, also ich fand es richtig schade – es hat mir sehr, sehr leid getan.“
Helge Kunzemann
„Das muss der große Schub sein. Ich habe selber als Mädels-Trainer gearbeitet und weiß, wie schwer das ist, überhaupt im Verein selber Mädels zu repräsentieren. Die laufen einfach so nebenher. Den Männern ist das scheißegal, was die Mädels machen, das muss sich verändern.“
Roswitha Heldmann
„Die hätten es verdient gehabt ja. Aber einer muss verlieren.“
Mareike Michaelis
„Das ganze Team hat es einfach mehr als verdient, dass wir sie feiern. Und dass sie das für ihre Saison mitnehmen werden. Ob jetzt bei sich in der Mannschaft, für die Nationalelf oder Euro-Champions-League. Haben sie mehr als verdient.“

 

Markus Appelmann, Moderator: Ein gebührender Empfang der Vize-Europameisterinnen. Und da schalten wir hin. Auf dem Frankfurter Römerberg steht jetzt mein Kollege Carsten Praeg. Carsten, wie ist denn die Stimmung trotz der Niederlage von Wembley ??
Carsten Praeg, Reporter: Ja, Markus, die Stimmung ist hier wirklich top. Man muss fast ein bisschen an die große Eintracht-Feier vor einigen Wochen denken. Vielleicht nicht ganz so der Ausnahmezustand, aber der Römerberg ist wirklich voll. Tausende feiern die Mannschaft, die Frauenmannschaft und die Spielerinnen eben im Kaisersaal, die wirkten nicht nur wieder gefasst, sondern wirkten sogar fröhlich. Natürlich hätten sie gerne den EM Pokal hier vom Balkon gehalten, aber sie wissen durchaus, was sie geleistet haben. Ebenso wie ihre Fans. Sie haben ein großartiges Turnier gespielt. Überall ist die Rede von dem großen Schub, der das jetzt für den Frauenfußball sein könnte. Bundeskanzler Olaf Scholz hat ja selbst die Debatte über gleiche Bezahlung angestoßen. Er wird sich demnächst hier in Frankfurt mit DFB-Direktor Oliver Bierhoff treffen. Dann wird Frauenfußball sicherlich auch ein Thema sein. Also Aufbruchsstimmung trotz der gestrigen Niederlage. Vor allem jetzt gerade hier im Römer.
Appelmann: Was uns auch aufgefallen ist: Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann hat die Nationalspielerinnen eben nicht im Kaisersaal empfangen.
Praeg: Ja, Marcus, offiziell ist der OB im Urlaub. Ich denke mal, man wollte aber auch so einen weiteren öffentlichen Fauxpas wie zuletzt bei der Eintracht-Feier möglichst umgehen. Da hatte Feldmann ja den Spielern den Europapokal aus der Hand gerissen, hatte die schon seit Stunden ausharrenden Fans hier auf dem Römerberg mit einer unnötigen Rede noch weiter auf die Folter gespannt, bis sie die Mannschaft auf dem Balkon sehen wollten. Das Ganze war aber zwar auch nur ein weiterer Tropfen auf das bereits volle Fass angesichts des AWO-Skandals, angesichts der Rücktrittsdiskussion – im November gibt es ja einen Bürgerentscheid hier in Frankfurt. Wie auch immer, so etwas wollte man wahrscheinlich den Nationalspielerinnen hier ersparen. Die können jetzt ganz ohne Randgeräusche mit ihren Fans nochmal feiern, die Stimmung in sich aufsaugen und damit ist die Niederlage von gestern vielleicht schon wieder fast vergessen.
Appelmann: Von Wembley auf die Römerterrasse. Der Empfang der Vize-Europameisterinnen. Danke, Carsten Praeg.