Franziskanerpriester outet sich

Anfang der Woche haben sich im Zuge der Aktion „Out in Church“ 125 Mitarbeiter der katholische Kirche als queer geoutet. Sie wollen damit erreichen, dass eine nicht-heterosexuelle Orientierung nicht mehr als Verstoß gegen Loyalitätsregeln oder Kündigungsgrund gewertet wird. Einer, der jetzt aus dem Schatten getreten ist, ist Bruder Norbert, ein Franziskaner-Priester aus Hofheim am Taunus. Er hat uns seine Geschichte erzählt.

Bruder Norbert Lammers, Franziskanerpriester Exerzitienhaus Hofheim
„Es sollte keiner mitbekommen, dass ich schwul bin. Und ich habe das auch in meiner Ordensausbildung immer versucht zu verstecken. Es soll keiner mitbekommen! Weil ich wirklich Angst hatte. Was wird wenn? – Von daher sind das viele quälende Jahre für mich gewesen. Dieses Versteckspiel.“
Der Standpunkt der katholischen Kirche zur Homosexualität, stellt für ihn immer wieder eine Belastung dar.
Bruder Norbert Lammers, Franziskanerpriester Exerzitienhaus Hofheim
„Das war für mich über lange Strecken natürlich schon ein Problem. Also von der Kirche zu hören: Homosexualität ist sündhaft, passt nicht in die Schöpfungsordnung Gottes hinein und kann nicht gut und normal sein. Irgendwann habe ich begonnen das komplett auszublenden, wo ich sage: Das ist für mich auch kein Sündenverständnis. Das glaube ich schlichtweg nicht.“
Bruder Norbert hadert mit der Kirche. Er kann sich niemandem anvertrauen. Mehrfach denkt er darüber nach sich von ihr abzuwenden.
Bruder Norbert Lammers, Franziskanerpriester Exerzitienhaus Hofheim
„Die Botschaft eines Jesus von Nazareth – ich glaube, das ist für mich dieser entscheidende Kern, der mich noch in einer Kirche belässt, die für mich aber nicht mehr die Kirche ist in ihren Strukturen, in ihrem System, weil es für mich vergiftet ist. Ich kann in dem Zusammenhang Menschen verstehen die die Kirche verlassen. Und ich frage mich ja selbst immer wieder manchmal: Was hält mich?“
Nach seinem Outing fällt eine riesige Last von dem 59-Jährigen. Die Botschaft der Aktion schlägt große Wellen.
Bruder Norbert Lammers, Franziskanerpriester Exerzitienhaus Hofheim
„Ich war persönlich sehr erstaunt wie viele Reaktionen oder Resonanzen ich erhalten habe; habe mich wahnsinnig gefreut über das positive Echo was unsere Initiative ausgelöst hat. Also, wir wollen nicht nur, dass über uns geredet wird, sondern dass vor allem mit uns geredet wird und vor allem dass es sich verändert.“
Das Bistum Limburg bezeichnet die Aktion als „gut und wichtig“. Eine Reaktion des Vatikans und des Papstes gab es noch nicht. Für Bruder Norbert bleibt die Ungewissheit, wie es für ihn in der Kirche weitergeht.
Bruder Norbert Lammers, Franziskanerpriester Exerzitienhaus Hofheim
„Das schlimmste, was die katholische Kirche machen könnte, ist, glaube ich für mich, weniger, dass ich mein Amt vielleicht verliere oder aufgeben muss. Das schlimmste was mir passieren könnte ist, dass ich wieder zurückfalle. Also, dass es mir so einen Schlag gibt, dass ich wieder an dieses Fragen komme: Wie ist das mit mir? Bin ich so wie ich bin? Will ich so bleiben wie ich bin? – Ich sage heute: Ich möchte es so, dass ich so bin wie ich bin.“