Frankfurter Firma steuert weltweit Flughafenansagen

Hören Sie jetzt bitte mal genau hin: Kommt Ihnen das bekannt vor? „Sehr geehrte Fluggäste / Dear Passengers / Kære passagerer / Rakkaat matkustajat“ – Das waren Flughafendurchsagen auf Deutsch, Englisch, Dänisch und Finnisch. So, wie sie an vielen Flughäfen weltweit zu hören sind und in vielen Fällen stammen sie aus Frankfurt. Ein Familienunternehmen aus der Mainmetropole hat sich aufgemacht, die Lautsprecher weltweit zu erobern. Das System der Familie Sittig kann aber noch viel, viel mehr.

„Dies ist der letzte Aufruf für Ihren Flug LH 153 nach Los Angeles …“
Eine von täglich Tausenden Durchsagen am Frankfurter Flughafen – und sie ist die Stimme dahinter: Sprecherin und Schauspielerin Alison Rippier. Nur hat sie diesen Satz genauso nie gesagt. Wenn sie in einem Frankfurter Tonstudio ihre Texte einspricht, klingt das so:
Alison Rippier, Sprecherin
„Für Ihren … Flug … nach … und …“
Ihre Textbausteine werden später automatisch zusammengesetzt, gesteuert von einem System hier aus dem Frankfurter Stadtteil Sindlingen. In diesem Haus in einem kleinen Dachbüro hat für die Familie Sittig vor über 20 Jahren alles angefangen. Inzwischen hören jedes Jahr über 700 Millionen Fluggäste weltweit ihre Durchsagen in über 40 Sprachen. Ob in Zürich, Abu Dhabi oder Helsinki, auch die Bahnhöfe im australischen Sydney nutzen die Software aus Frankfurt. Damit entlastet das Familienunternehmen viele Flughafen- und Bahnhofsmitarbeiter weltweit.
Johannes Sittig, Vertriebsleiter Sittig Technologies
„Es gibt nicht mehr genug Personal, die die Ansagen machen. Und natürlich kommen international Reisende aus der ganzen Welt zusammen, da braucht man jemanden, der diese Sprache sprechen kann. Und da ist natürlich auch nicht immer jemand vor Ort. Das heißt, wir helfen natürlich auch dem Personal am Flughafen.“
Das System der Frankfurter Familie kann aber noch viel mehr: Etwa Ansagen gezielt nur in bestimmten Bereichen machen und damit den Geräuschpegel an Flughäfen senken. Und das unterstützt von künstlicher Intelligenz ganz automatisch und eigenständig.
Johannes Sittig, Vertriebsleiter Sittig Technologies
„Kleines Beispiel: Sicherheitskontrolle 1 hat 30 Minuten Wartezeit, Sicherheitskontrolle 2 hat fünf Minuten Wartezeit – und die Wegdistanz, dort hinzulaufen, sind vielleicht nur fünf Minuten. Wir spielen dann automatisch eine Ansage in dem Bereich von Sicherheitskontrolle 1 aus und sagen: Bitte gehen Sie zu Sicherheitskontrolle 2.“
Gefördert durch den hessischen Digital-Fonds hat die Familie Sittig ihr System in den vergangenen Jahren immer weiterentwickelt, Flughäfen weltweit können sekundenschnell Ansagen online abrufen.
Zurück ins Tonstudio der Familie nebenan: Wie ist es denn eigentlich für die Sprecherin selbst, ihre Stimme am Flughafen zu hören?
Alison Rippier, Sprecherin
„Es ist auch heute noch so, dass ich mich nicht wirklich gut mit Leuten unterhalten kann, mit denen ich am Flughafen bin. Das irritiert mich dann immer, wenn ich meine Stimme oben drüber noch höre. Aber es freut mich einfach sehr.“
Ihre Stimme könnte für deutsche Reisende bald auch öfter in Amerika zu hören sein. An zwei US-Flughäfen wird das System aus Frankfurt derzeit getestet.
Und für uns bastelt Johannes Sittig im Handumdrehen eine ganz eigene Durchsage:
„Weiterhin viel Spaß bei 17:30 Sat.1 live.“