Flugausfälle durch Streik bei Lufthansa

Ein weiterer Streik: Nach der Bahn und dem öffentlichen Nahverkehr nun also die Flieger. In Frankfurt streikt heute das Bodenpersonal der Lufthansa. Zahntausende Passagiere trifft dieser Nadelstich gegen den Arbeitgeber Lufthansa.

Großer Andrang heute Vormittag bei der Demo vor der Lufthansa-Zentrale – ein paar hundert Meter weiter an den Schaltern fast gähnende Leere. Wo sich sonst lange Schlangen bilden, versuchen heute nur wenige, ihren Flug irgendwie umzubuchen. Die Kranich-Airline cancelt 500 der 600 heute geplanten Flüge, deutschlandweit sollen 100.000 Passagiere betroffen sein. Die wenigen, die in Frankfurt ihr Glück versuchen, müssen große Umwege in Kauf nehmen.
Erik Leßmüller
„Unser Aufenthalt in Washington hat sich in dem Fall einfach verlängert. Wir haben deswegen jetzt einen extrem langen Flug und müssen nachher zehn Stunden in Washington warten auf unseren ganz normalen Weiterflug.“
Dorothea Strub
„Wir sind eigentlich aus Malaysia zurückgekommen und sind zu dem Zweck nach Singapur geflogen. Bis dahin war noch alles in Ordnung. Wir sind dann nach München geflogen und von München sind wir heute Morgen um 7 Uhr mit dem letzten Flieger rausgekommen. In München soll jetzt angeblich auch nichts mehr gehen.“
Neben Frankfurt und München werden auch Hamburg, Berlin und Düsseldorf bestreikt. Andere deutsche Flughäfen haben heute ihre Verbindungen nach Frankfurt gestrichen. Beim 27-stündigen Warnstreik des Bodenpersonals geht es wie zuletzt bei Bahn und Nahverkehr wieder Mal ums Geld.
Dirk Röber, Check-In Agent
„Meine Kollegen, die hier mit 10 oder 15 Euro die Stunde anfangen, die können sich kein Leben mehr in Frankfurt leisten, also das ist unter aller Kanone.“
Paul Klose, Fluggerät-Mechaniker
„Auf jeden Fall wollen wir mehr Wertschätzung von der Firma, dass mehr Personal beigeschafft wird. Dass wir mehr verdienen und dass wir alle wieder vernünftig leben können. Und auch die Lufthansa wieder vorantreiben können.“
In der aktuellen Tarifrunde fordert die Gewerkschaft ver.di 12,5 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Lufthansa hat 13 Prozent angeboten, allerdings über einen Zeitraum von drei Jahren. Für den heutigen Ausstand gibt die Gewerkschaft der Fluglinie die Schuld.
Marvin Reschinsky , Verhandlungsführer ver.di
„Das ist leider im Luftverkehr so, dass es immer die Passagiere trifft, wenn Arbeitgeber ihr Angebot oder ihre Verhandlungstaktik so auf dem Rücken der Passagiere austragen.“
Die Lufthansa wiederum spricht von einer zu frühen Eskalation nach gerade mal zwei Verhandlungstreffen und kritisiert den Warnstreik.
Michael Niggemann, Personalvorstand Lufthansa
„Das ist bitter für unsere Gäste. Zehntausende, die Termine nicht wahrnehmen können, die zu einer Familienfeier vielleicht nicht können. Die vielleicht einen langersparten Urlaub nicht antreten können.“
Der Streik soll bis morgen früh um kurz nach 7 Uhr gehen, kommenden Montag steht der nächste Verhandlungstermin an. Sollte es dann keine Einigung geben, drohen am Flughafen weitere Streiks.