Fleisch-Alternative aus Bierresten

In Sachen Biertrinken sind die Deutschen in Europa recht weit vorne: Rund 92 Liter Bier haben wir durchschnittlich im letzten Jahr getrunken. Beim Brauen entsteht nicht nur das beliebte Getränk, sondern auch sogenannter Biertreber. Das sind Rückstände des Braumalzes, in erster Linie Getreideschalen. Hierzulande werden sie oft entweder entsorgt oder als Futter für Rinder verwendet. Zwei junge Gründerinnen haben sich gedacht: Wir haben da mal eine bessere Idee.

Das ist er: der Fleischersatz aus Biertreber. Angebraten in der Pfanne mit etwas Soße oder zu Hack verarbeitet und als Burgerpatty geformt soll er eine gesunde und vegane Proteinquelle sein. Entwickelt haben ihn Elvira Bechtold und Monika Cerniauskaite. Sie haben sich beim Studium für Lebensmitteltechnologie in Gießen kennengelernt. Bei einem Praktikum hat Monika Bier gebraut und festgestellt: Da fallen ziemlich viele Reste an. Also haben sich die Freundinnen zusammengesetzt und überlegt, ob man dem Getreide nicht ein zweites Leben schenken könnte durch sogenanntes Upcycling.
Elvira Bechtold und Monika Cerniauskaite, Gründerinnen „rest:art“
„Und dann haben wir gesehen: Okay, Biertreber hat sehr, sehr viel Protein. Und dann haben wir auch gesehen, das Aminosäureprofil von diesem Protein ist sehr, sehr gut und haben uns überlegt, wie können wir das Protein in die menschliche Ernährung zurückführen und dann, ja kamen wir mit der Idee, ob wir das denn vielleicht als Fleischersatz anwenden können“. – „Genau, eigentlich von der Idee her, Biertreber wird öfter als Tierfutter auch in Deutschland verwendet und der Gedanke war: Warum muss man über das Tier zum Menschen, warum kann man nicht direkt zum Menschen gehen?“
Als Starthilfe konnten die beiden ein Stipendium des Landes Hessen ergattern. Auch eine große hessische Brauerei ist von der Idee überzeugt und möchte mit den Gründerinnen zusammen arbeiten. Denn Rohstoff für den Fleischersatz gibt es hier mehr als genug.
Ulrich Peters, Geschäftsführer Licher Brauerei
„Wir liefern dann letztendlich den Biertreber, idealerweise natürlich so frisch wie möglich und dass er halt auch sehr frisch verarbeitet, das heißt, es wäre eine denkbare Alternative, die eigentliche Produktion von dem Fleischersatz in der Brauerei selber stattfindet, um einen sehr kurzen Weg zu haben.“
Kurze Transportwege sollen das Produkt neben dem Upcycling-Ansatz besonders nachhaltig machen. Hier im Läuterbottich wird die flüssige Würze vom festen Treber getrennt. Die Getreideschalen sind nicht löslich und müssen raus aus dem Bier. Sogar in dieser Form ist der Treber schon essbar. Hoher Proteingehalt, viele Ballaststoffe und kein Fett.
Elvira Bechtold und Monika Cerniauskaite, Gründerinnen „rest:art“
„Der Vorteil ist auch, dass wir unterschiedliche Zielgruppen haben, durch den hohen Proteingehalt haben wir die etwas Fitnessbewussteren, die Sportler mit drin, wir haben die Umweltbewussten über den Nachhaltigkeitsaspekt mit in unserer Zielgruppe drin, und ja, vielleicht auch die passionierten Biertrinker über den Biertreber“ – „Über die Biertrinker natürlich.“
Während viele andere Ersatzprodukte im Einzelhandel eher an Hähnchenfleisch erinnern, soll der Geschmack hier Rind ähneln. Nun ist es auch für uns Zeit, zu probieren.
„Lass es dir gut schmecken“
„Okay, ich probiere mal“
Zuerst die gekochte, aber ungewürzte Version und dann nochmal in Barbecuesauce gebraten.
Franziska Oeler, Reporterin
„Also ich finde, dieser Eigengeschmack, der geht nicht verloren, ich glaube das muss man mögen. Ich find’s gut, aber es schmeckt schon… also man schmeckt die Barbecuesauce ganz gut, aber ich finde dieses kräftige von dem Getreide, das kommt immer noch ganz gut raus.“
Bis jedermann den Fleischersatz aus Biertreber kaufen kann, wird es aber noch etwas dauern.
Elvira Bechtold, Gründerin
„Wir sind noch in der Produktentwicklung, es wird uns voraussichtlich Anfang nächsten Jahres in der Gastronomie zu finden geben und dann streben wir auch an in den Lebensmittel-Einzelhandel.“
Rezeptideen haben die beiden jedenfalls schon genug.